Kempten | mr | "Von der Stecknadelqualität des Zuhörens im Kornhaus" sprach erfreut Jürgen Fliege. Was der Vorsitzende des Naturheilvereins, Lutz Kasberg, darauf zurückführte, dass sein prominenter Gast ein "starker Typ" sei, der die 350 Zuhörer "gefesselt" habe.
Zwar gab es zwischendurch mal einen Ausflug in die Politik, wobei Fliege "über allen Werten schwebende Manager" kritisierte oder der "Verteidigung Deutschlands am Hindukusch keinerlei Realitätssinn" abgewinnen konnte. Doch im Zentrum seiner Rede ging es um die spirituelle Dimension der Gesundheit. Man müsse sich doch fragen, warum die Mutter mit zwölf Kindern oder Nonnen ein besonders hohes Alter erreichten, sagte Fliege. Beide seien so in ihre Aufgabe eingespannt, dass sie gar nicht dazu kämen, nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Das Eingebettetsein in einer Gemeinschaft, Gottes- und Zukunftsglaube spielten ebenfalls eine wichtige Rolle.
In diesem Zusammenhang ging Fliege auch auf die Frage ein, warum Frauen durchschnittlich sieben Jahre länger leben als Männer. Frauen seien häufig schöpferischer, hingebungsvoller und vor allem pflegerischer, was der Beziehung, den Kindern und auch anderen Kontakten der Familie zugute komme.
Eher "lebensverkürzend" sind für Fliege die dauernden Gerechtigkeitsfragen der Menschen, statt beispielsweise eine Krankheit als Hinweis für ein Manko anzunehmen. Am längsten lebten Menschen, die, wie es unlängst Karlheinz Böhm ausgedrückt habe, bei ihrer "eigentlichen Aufgabe angekommen" sind.
Wer in Sachen Lebenssinn Fragen sehe, dem empfiehlt Fliege eine "Pilgerschaft abseits der Horden" - man komme ja auch alleine zur Welt und müsse sie wieder alleine verlassen. "Ernsthafte Pilger spüren den Ruf und lassen sich hinterher in den Dienst nehmen", gab sich der in regionalen Programmen immer noch aktive Fernsehmoderator überzeugt.