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Giftgasalarm nach Großbrand in Weiler

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Giftgasalarm nach Großbrand in Weiler

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    Drei Feuerwehrmänner verletzt ­ 500 000 Euro Schaden. Von Peter Mittermeier Weiler-Simmerberg Hoch giftige Gase wurden gestern Nachmittag bei einem Brand in einer kunststoffverarbeitenden Firma in Weiler (Landkreis Lindau) freigesetzt. Gut 130 Einsatzkräfte waren mehrere Stunden mit Löscharbeiten beschäftigt. Drei Feuerwehrleute mussten verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Polizei schätzt den Schaden auf mindestens 500 000 Euro. 40 Mitarbeiter des Unternehmens konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Brandursache ist vermutlich ein technischer Defekt.

    Die Firma KAT fertigt unter anderem Dächer für Busse. Fünf Arbeiter sind am Rosenmontag in der Halle B beschäftigt. Einer von ihnen bemerkt Flammen an einer Spritzanlage. Das Feuer breitet sich rasend schnell aus. Schwarzer Qualm dringt durch Rauchabzugsfenster ins Freie. Als die ersten Einsatzkräfte am Brandort eintreffen, steht eine 50 Meter hohe Rauchwolke über der Halle. Weil Verdacht auf giftige Gase besteht, fordert die Polizei die Anwohner mit Lautsprecherdurchsagen auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

    Erste Messungen bestätigen den Verdacht: beim Verbennen von Kunststoffen sind giftige Stoffe entstanden. Als 'hoch giftig' stuft Kreisbrandrat Friedhold Schneider den pechschwarzen Brandrauch ein. Salzsäure, Blausäure und Nitrosegase sind unter anderem freigesetzt worden.

    Günstige Windrichtung

    Zwei glücklichen Umständen ist es laut Polizei zu verdanken, dass die Bevölkerung vor größeren Schäden bewahrt wird. 'Die Firma liegt am Ortsrand von Weiler und die Windrichtung war günstig', sagt Thomas Burkhart, stellvertretender Leiter der Lindenberger Polizeiinspektion. So zieht die Wolke über weitgehend unbewohntes Gebiet ab.

    Leicht entflammbare Stoffe

    Für die Feuerwehren wird Großalarm ausgelöst. Gut 130 Mann von fünf verschiedenen Wehren rücken an. Als 'sehr gefährlich' stuft Kreisbrandrat Schneider die Arbeit der Männer in der Halle ein. Dort lagern leicht entflammbare Stoffe, unter anderem Lacke und Kunstharze. Mehrfach kommt es zu Verpuffungen, Fässer explodieren. Wegen der starken Rauchentwicklung und der giftigen Gase können die Feuerwehrmänner im Umkreis der Halle nur unter Atemschutz arbeiten. Aus der 25 Kilometer entfernten Kreisstadt Lindau werden zusätzliche Atemschutzmasken angefordert. Das Lagezentrum der Einsatzkräfte muss verlegt werden. Die gefährliche Arbeit bleibt nicht ohne Folgen für die Helfer. Drei Feuerwehrler müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Einer hat sich nach einer ersten Diagnose das Sprunggelenk gebrochen, ein weiterer Feuerwehrmann erleidet Verbrennungen, ein dritter eine Rauchgasvergiftung.

    Anfangs droht das Feuer auf weitere Hallen und eine angrenzende ­ silikonverarbeitende Firma ­ überzugreifen. Um dem Feuer Herr zu werden, pumpen die Wehren 4000 Liter Wasser in der Minute in die Flammen. Leitungen werden zu zwei mehr als 500 Meter entfernten Bächen gelegt. So gelingt es, den Brand auf eine Halle zu begrenzen. Die brennt aber völlig aus. Nach 60 Minuten haben die Einsatzkräfte den Brand unter Kontrolle. Doch auch zweieinhalb Stunden nach dem Alarm flammt das Feuer immer wieder auf. Als Brandursache vermutet die Lindauer Kriminalpolizei einen technischen Defekt an einer Fertigungsmaschine für Glasfaserstränge. Die genaue Ursache soll heute ein Mitarbeiter des Landeskriminalamtes klären.

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