Hawangen/Wolfertschwenden (br). - Während vielerorts die Gemeindeverantwortlichen nicht mehr wissen, wie sie die finanziellen Löcher stopfen sollen, gibt es im Unterallgäu mit Wolfertschwenden und Hawangen zwei 'Exoten': Beide Kommunen können - nicht zuletzt dank florierender Unternehmen am Ort - richtig investieren. Mit ihrer Steuerkraft je Einwohner liegen Wolfertschwenden und Hawangen im Regierungsbezirk Schwaben auf Platz zwei beziehungsweise Platz acht. Kein Wunder, dass die jeweils verantwortlichen Bürgermeister eine gewerbefreundliche Politik betreiben. Während wir uns mit dem Hawanger Bürgermeister Martin Heinz unterhalten, fährt bei der Maschinenbaufirma Hans Hundegger ein russischer Lastwagen vor. Heinz strahlt. Die Globalisierung habe den Ort längst erreicht. Hundegger, Kollinger und Plersch, die drei großen Unternehmen im Dorf, unterhalten weltweite Verbindungen. Alle drei Firmen expandieren und sie sorgen mit dafür, dass die Gemeinde bei 1300 Einwohnern rund 600 gewerbliche Arbeitsplätze stellt. Für die Erweiterungsmöglichkeiten hat die Gemeinde buchstäblich den Boden bereitet: Für mehrere hunderttausend Euro wurde der Krebsbach verlegt, so dass rund 55 000 Quadratmeter Industriefläche ausgewiesen werden konnten. Zitat Da darf man bei Vorleistungen der Gemeinde nicht knauserig sein. } Karl Fleschhut, Bürgermeister der Gemeinde Wolfertschwenden Der Hawanger Bürgermeister verweist nicht ohne Stolz auf die 'vorausschauende Grundstückspolitik' seiner Gemeinde. Man müsse ausreichend Areal zum Tausch bereit haben - und bebaubare Gewerbeflächen. Ins gleiche Horn stößt Heinz’ Amtskollege in Wolfertschwenden: Karl Fleschhut ist 'zehn Jahre gelaufen, um die Grundstücke zu erwerben', die er gebraucht habe, um der Firma Multivac als 'einer der erfolgreichsten Firmen im Allgäu' eine sinnvolle Erweiterungsmöglichkeit bieten zu können. Mehr noch: Es musste zusätzlich eine Kreisstraße verlegt werden. Hierbei hat die Gemeinde freiwillig 50 Prozent der ungedeckten Kosten übernommen. Unkonventionell, vertrauenswürdig, 'stets persönlich verfügbar': das sind Eigenschaften, die in den Augen Fleschhuts einen gewerbefreundlichen Bürgermeister auszeichnen. Fleschhut hat zudem mit seinem Gemeinderat den ohnehin niedrigen Gewerbesteuer-Hebesatz in Wolfertschwenden um 20 Punkte auf 250 v. H. gesenkt.
Bayernweit Fünfter Gleichwohl fließen die Steuereinnahmen in Hawangen wie in Wolfertschwenden so kräftig, dass diese Kommunen im Durchschnitt der vergangenen Jahre 1,5 Millionen Euro (Wolfertschwenden) beziehungsweise rund 700 000 Euro (Hawangen) jährlich dem Vermögenshaushalt zuführen konnten. Mit einer Steuerkraft von 3009 Euro je Einwohner liegt Wolfertschwenden bayernweit an fünfter Stelle. Die Gemeinde hat jüngst für Aufsehen gesorgt, als sie beschlossen hat, das umstrittene Büchergeld aus dem prallen Gemeindesäckel zu bestreiten. Erst 2002 hat Wolfertschwenden einen neuen Kindergarten gebaut und ein Wohn-und Geschäftshaus unter der Regie des Bürgermeisters hingestellt. Wo andere Kommunen nicht einmal mehr das Geld für Zins und Tilgung der Schulden berappen können, hat die Gemeinde Hawangen erst im vergangenen Dezember eine sechs Millionen Euro teure Sport-und Festhalle eingeweiht, mit geplanten, millionenschweren Erweiterungsmöglichkeiten: Vereinsheim, Kneippanlage und Freisportgelände sind schon vorbereitet.