Theatergemeinschaft erhält bei Premiere viel Beifall - Geld für Kindergarten und Schule als Ziel Gestratz (rau). Eine schöne Wirtschaft herrscht bei Müllers. Das Ersatzteillager samt 'Alpenferrari' im Esszimmer, die Schulden bis unters Dach und dazu beschäftigen sie noch einen polnischen Schwarzarbeiter. Im Theaterstück 'Polnische Wirtschaft oder Gute Lügen leben länger' von Bernd Gombold, das in Gestratz am Ostersonntag Premiere hatte, sorgt der Überlebenskampf einer kleinen Autowerkstatt für allerlei lustige Verwicklungen.
Die Gestratzer Theaterspielgemeinschaft möchte mit intensiv geprobten Theateraufführungen der Gemeindekasse zu Geld verhelfen. Heuer ist es für den Unterhalt von Kindergarten und Schule gedacht nach dem Motto 'Jugend ist Zukunft'. Im Stück probiert es der brave Mechanikermeister Manfred Müller (Jürgen Schneider) auch lange, mit rechtschaffener Arbeit auf einen grünen Zweig zu kommen. Weil das nichts hilft und der lispelnde Bankdirektor Dr. Peter Profitlich - Eugen Schädler aus Röthenbach als 'Gastarbeiter' - auch nur den eigenen Vorteil im Sinn hat, sieht es schlecht aus. Zu allem Überfluss wird der polnische Schwarzarbeiter Kasimir (Bürgermeister Hans Buhmann) auch noch vom Arbeitsamt gejagt. Der erst 17-jährige Klaus Buhmann spielt dabei schon mit Bravour den steifen Beamten. Zu den witzigsten Szenen im Stück gehört die Verwandlung des vor Angst zitternden Kasimir in die tattrige Oma, die ihren 90. Geburtstag feiert und die Trauerszene um die tags drauf angeblich Verstorbene. Der eifrige Beamte wird damit erfolgreich getäuscht. Für zusätzliches Chaos sorgt in der leidgeplagten Familie der chaotische Untermieter und Erfinder Matthias Müller (Wolfgang Durach), dessen Namensgleichheit mit dem Mechaniker die Rettung vor dem Bankrott bringt. Dank einer spritsparenden Idee von Kasimir und der Dummheit des Bankdirektors wird aus einem umgebauten Staubsauger ein ökologisches Wundergerät. Die mit mehr krimineller Energie als ihr Mann gesegnete Mechanikergattin Monika Müller - Angela Pferdt, schon fast auf resolute Hausfrau programmiert - nutzt die Gunst der Stunde und gibt eine dämliche Erfindung des Untermieters für eine bahnbrechende Neuheit ihres Mannes aus. Turbulent geht es her, als die Geldgier von Bankdirektor und Bürgermeisterin (eine elegante Klara Appelt) vorgeführt wird, der Schwarzarbeiterjäger im unpassendsten Moment auftaucht und die liebestolle Briefträgerin (Christine Durach) den armen Kasimir bedrängt. Buhmann hält sein polnisch gerade-brechtes Deutsch konsequent durch, was allein schon für Gelächter sorgt. Lucia Kitzelmann als Erbtante Olga, (von Frieda Buhmann und Angelika Prinz gnadenlos auf alt geschminkt) bringt die Familie mit ihrer Schwerhörigkeit zusätzlich an den Rand der Verzweiflung. Das Stück lebt von vielen komischen Kleinigkeiten. Politisch korrekt ist es jedoch ganz und gar nicht, ungeniert werden hanebüchene Vorurteile bedient. Aber gerade das sorgt eben auch für die Lachmuskel strapazierenden Szenen. Einmal mehr gebührt auch den Bühnenbauern von Gestratz ein besonderes Lob. Das aufwändige und mit Liebe zum Detail gestaltete Bühnenbild trägt ganz erheblich zum Gelingen des Stückes bei. Das Publikum in der ausverkauften Argenhalle belohnte die Theatertruppe mit heftigem Applaus - gedacht wohl auch für die ungewöhnliche Idee, die Gemeindekasse zu entlasten. Weitere Aufführungen: Freitag, 21. April, Samstag, 22., Sonntag, 23., Freitag, 28. und Samstag, 29. April jeweils um 20 Uhr.