Christbaum schlagen im Stadtwald wird zum Familientreffen. Von Christine Rothauscher Kempten Papa Koch sägt, Sohn Lukas jubelt. Kein Wunder, schließlich hat sich der Siebenjährige soeben gegen den Rest der Familie durchgesetzt und hält seinen Traum von einem Weihnachtsbaum in Händen. Wie diese Familie waren viele Familien im Stadtwald unterwegs, um ihren Christbaum selbst zu schlagen. Stadt und Forstamt haben den Wald zu Verfügung gestellt, der Erlös geht an das Sonderpädagogische Förderzentrum.
Papa Koch sägte. Und wie. Obwohl ihm die Anstrengung anzumerken war, zog er das Sägeblatt immer wieder hin und her, bis die Drei-Meter-Fichte schließlich zu Boden fiel. Das war längst nicht die einzige Holzaktion, die im Stadtwald an der Dieselstraße an diesem Samstag stattfand. Immer wieder hielten Autos nahe des Tierheims, Familien strebten dem angrenzenden Wäldchen zu und so mancher Vater trabte drei- bis viermal durch Brombeergestrüpp, an Eichenbäumen und Baumstümpfen vorbei, bis er sicher war: 'Das ist unsere Fichte, das wir unser Weihnachtsbaum.'
Nicht selten freilich waren die jüngeren Familienmitglieder mit Papas Auswahl nicht einverstanden. 'Diesen krummen Hund willst du ins Wohnzimmer stellen?', fragte beispielsweise die achtjährige Anna ihren Papa, worauf sich dieser erneut auf Christbaum-Suche quer durch den Stadtwald begab.
'Selbst ist der Mann'
Rund 50 bis 60 Familien aus Kempten und den Umlandgemeinden holten sich im Stadtwald mit Hilfe von mitgebrachter Säge und Beil eine selbst geschlagene Fichte im Rahmen einer Aktion zu Gunsten des Sonderpädagogischen Förderzentrums an der Ostbahnhofstraße. 'Und weil wir schon mal am Werkeln sind, nehmen wir für Oma, Tante und Bekannte gleich auch noch passende Bäumchen mit', erzählt Wolfgang Wagner, als er mit seinen beiden Söhnen nach der Methode 'Selbst-ist-der-Mann' die Fichtenbäume aus dem dicht bewachsenen Waldstück heraustrug.
Zum Nulltarif freilich gibt es die grünen Schmuckstücke (ausschließlich Fichten) fürs Weihnachtsfest nicht. Ob sie 50 Zentimeter oder 3,50 Meter groß, krumm oder kerzengerade gewachsen sind jeder Baum kostet mindestens eine Spende von zehn Mark, die von freundlichen Helferinnen an Ort und Stelle auch gleich kassiert wird.
i Wer seinen Christbaum selbst schlagen möchte, hat am Samstag noch einmal in Ursulasried im Stadtwald (beim Tierheim) Gelegenheit dazu. Den Christbaum selbst schlagen kann man noch am Samstag im Stadtwald in Ursulasried. Vor allem viele Familien lassen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Foto: Charles Abarr