Eine mehr als 500-jährige Geschichte hat das Krankenhauswesen in Marktoberdorf. Mit der Errichtung einer Art Bürgerspital nahm sie im Jahr 1501 ihren Anfang. 'Seelhaus' nannten die Oberdorfer damals das Haus an der Hinteren Gasse (heute Meichelbeckstraße), das nicht nur Kranke, sondern auch Bedürftige aufnahm. Unterhalten wurde das Seelhaus durch die Seelhausstiftung der Gemeinde. 1656 wurde an gleicher Stelle ein neues Seelhaus errichtet. Es wurde 1846 wegen Baufälligkeit abgerissen, das Grundstück an die Familie Kuhn verkauft. Ein neues, drittes Gebäude entstand im Jahr 1851 an der Ruderatshofener Straße (heutiger Nordflügel des Landratsamtes) und wurde 'Lokal-Armen- und Krankenhaus' genannt. Am 13. April 1852 wurde der nach den 'Direktiven der Königlichen Regierung' ausgearbeitete Entwurf über die Organisation der Distriktkrankenanstalt in Kraft gesetzt: Dies ist die eigentliche Geburtsstunde des Marktoberdorfer Krankenhauses.
Seit 1967 an der Saliterstraße
Aber Gebäude und Ausstattung entsprachen bei Weitem nicht den Anforderungen der Zeit und so folgte 1881 der Neubau eines Krankenhauses an der Stelle des heutigen Landratsamtes. Dort wurde bis vor 45 Jahren gepflegt und geheilt, immer wieder um-, an- und ausgebaut, bis 1967 an der Saliterstraße ein neues Krankenhaus errichtet wurde – mit 166 Betten und zwei Personalwohnheimen.
Mit einem großen Festakt wurden vor 20 Jahren die Gesamtsanierung und Einweihung des neuen beziehungsweise erweiterten Funktionstraktes gefeiert. Als weiterer Bauabschnitt wurde in der Folge auch das Bettenhaus saniert. Abgeschlossen war dies 1998.
In zwölf Jahren waren in das bis dahin teuerste Bauvorhaben in der Geschichte Marktoberdorfs – wie es damals in der Zeitung hieß – 45 Millionen D-Mark in das Krankenhaus investiert worden. Als dies vor 14 Jahren gefeiert wurde, sagte die damalige Sozialministerin Barbara Stamm, es sei zu befürchten, 'dass die vorhandenen Gelder mit dem Wissenswachstum in der Medizin nicht Schritt halten könnten'. Alle Klinikenträger seien gut beraten, sich 'dem verschärften Rationalisierungsdruck zu stellen'. Als weitsichtige Entscheidung bewertete sie 1998, die Krankenhäuser im Landkreis Ostallgäu in Kommunalunternehmen umzuwandeln. Tatsächlich standen die Krankenhäuser Marktoberdorf, Füssen und Obergünzburg ab 1.
Januar 1998 nicht mehr unter der Führung der Landkreisverwaltung, sondern als 'Kommunalunternehmen Kreiskliniken Ostallgäu' unter der Führung eines Vorstandes und Verwaltungsrates. 2002 kam – nach der Pleite des Deutschen Ordens – auch das Krankenhaus St. Josef in Buchloe hinzu.
Zudem war der Landkreis bereits seit 1984 mit 50 Prozent im Klinikzweckverband Kaufbeuren-Ostallgäu Träger des dortigen Klinikums, das die nächsthöhere Versorgungsstufe abdeckt. Dieser Zweckverband war aus dem städtischen Krankenhaus Kaufbeuren und dem Krankenhaus des früheren Landkreises Kaufbeuren hervorgegangen.
2007 fusionierten die beiden Klinikunternehmen. Das Gebilde nennt sich seitdem 'Kommunalunternehmen Ostallgäu-Kaufbeuren', das den beiden Gebietskörperschaften, Landkreis Ostallgäu und kreisfreie Stadt Kaufbeuren, zu je 50 Prozent gehört. Dies bedeutet, dass beide zu gleichen Teilen für die Defizite aus dem Betrieb geradestehen müssen. Neben dem Defizit müssen Kaufbeuren und der Landkreis auch für die Schulden bürgen, die sich aus den Baumaßnahmen der vergangenen Jahre ergeben.
Zwei Beschlüsse
Am 27. Juli 2011 beschloss der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens zunächst die Schließung des Marktoberdorfer Krankenhauses. Am 29. September fiel der Beschluss, das Haus doch als ambulantes Operationszentrum teils weiterzunutzen. Auch die Wundambulanz bleibt bestehen. Die Nutzung des Bettentraktes als Geriatrie ist geplant.
Heute wird dort die stationäre Behandlung beendet. Ab Montag befindet sich in dem Gebäude an der Saliterstraße die Wundambulanz sowie ein ambulantes Operationszentrum.