Die Mehrheit der Lindenberger Geschäftsleute in der unteren Hauptstraße will sich gegen eine Fußgängerzone wehren. Das machten sie am Montag in der Bürgerfragestunde vor dem Stadtrat deutlich. "Mit großer Besorgnis", so Sprecher Dr. Andreas Vorndran (Raphael-Apotheke), verfolge man die im Dezember veröffentlichten Vorschläge zu einer Verkehrsberuhigung der Hauptstraße.
Befürwortet wird, das "Einkaufs-ambiente für die Kunden zu verbessern", gewarnt wird jedoch vor "gravierenden Folgen" für den unteren Bereich der Hauptstraße vom Kellhof bis zum Hutmacherplatz. Einer Verlangsamung des Verkehrs stehe man "durchaus positiv" gegenüber.
Vorndran fasste die mehr als ein Dutzend Argumente zusammen, die in einem offenen Brief der Stadtverwaltung und den Fraktionen zugesandt worden sind:
Der schon erhebliche Leerstand würde sich weiter verschärfen.
Der Wegfall weiterer Parkplätze würde die schon mangelhafte Parkraumsituation verschlechtern.
Auch eine Verbesserung der Zu- und Abfahrt der Tiefgarage dürfte nicht ausreichen, um dem Bedarf gerecht zu werden.
Wir sollten unsere Kunden nicht erziehen wollen oder Ihnen Vorschriften machen, wie sie einkaufen sollen.
Ein Großteil der Kunden ist auf das Auto angewiesen, weil sie aus Randgemeinden (wie Stiefenhofen oder Röthenbach) kommen.
Ob im 21. Jahrhundert die Fußgängerzone noch zeitgemäß und zukunftstauglich ist, muss in Frage gestellt werden.
Eine Fußgängerzone würde dazu führen, dass viele Kunden nicht mehr in die Badstraße einbiegen.
In Lindenberg leben eher ältere Menschen, die oftmals gehbehindert sind und den Parkplatz nah an den Geschäften zu schätzen wissen.
Geschäfte, die schwere, sperrige Produkte verkaufen, sind abhängig davon, dass der Kunde in der Nähe parken kann.
Viele Einkauf-Stopps erfolgen spontan.
In Lindenberg kommt der Winter bald und geht spät. Diese Rahmenbedingungen animieren nicht zum Schlendern wie in südlichen Regionen.
Autos und Fußgänger können auch miteinander.
Die Befragung der Teilnehmer an der Bürgerkonferenz am 2. Dezember stellt kein klares Votum für eine Fußgängerzone dar.
"Wir leben in einer mobilen Gesellschaft, in der das Auto als Fortbewegungsmittel nicht mehr wegzudenken ist", verdeutlichte Vorndran, der seit drei Jahren in Lindenberg lebt. "Der Standort Lindenberg hat sich für mich als sehr, sehr schwierig gezeigt," räumte der Apotheker ein. Er hob hervor, dass die Geschäftsleute "den Puls der Kunden" fühlen. Vorndran bat um eine "behutsame Lösung", unter Berücksichtigung der Argument der Geschäftsleute.
In einem eigenen. ähnlich lautenden Schreiben hat sich die Familie Haisermann an die Stadt gewandt. Sie sind Eigentümer eines Ladenlokals in der unteren Hauptstraße, worin im Sommer ein Schuhgeschäft eröffnen wird. Die Familie ist "in größter Sorge", wenn die Hauptstraße teilweise gesperrt werden sollte.