Kaufbeuren/Ostallgäu(mab). - Einen ersten Fall der Influenza, die als schwere Verlaufsform der Grippe derzeit um den Globus wandert, wurde von der zuständigen Abteilung für Gesundheitswesen im Landratsamt Ostallgäu registriert (wir berichteten kurz). Laut Dr. Johann Gundel, Leiter der Abteilung, ist die betreffende Person aus dem südlichen Landkreis aber schon wieder auf dem Weg der Besserung. Gundel hält allerdings das Auftreten weiterer Fälle für gut möglich. Vor allem kleine Kinder und ältere Menschen sind bei der Influenza von Komplikationen bedroht. Auch Todesfälle können unter Umständen vorkommen. 'Anlass zur Panik gibt es aber nicht', so Dr. Thomas Rubens, Chefarzt der Kinderklinik im Kaufbeurer Klinikum. In der Abteilung sei man zudem 'gerüstet für die Influenza'. Laut Gundel sind bisher in Bayern 86 Fälle der Influenza gezählt worden. 'Bislang haben wir einen Fall im südlichen Ostallgäu, aber die betreffende Person ist wieder auf dem Weg der Genesung.' Gundel rechnet damit, dass in der Region noch mehr Influenza-Fälle auftreten werden. 'Nicht zu verwechseln ist die Influenza jedoch mit den grippalen Infekten, die derzeit in allen Teilen des Landkreises grassieren.' Dabei handle es sich um eine Art leichte Grippe.
Unterschiedliche Symptomatik Der Leiter der einzigen Kinderklinik im Bereich Kaufbeuren/Ostallgäu, Chefarzt Dr. Rubens vom Kaufbeurer Klinikum, betont, dass vor allem Kinder, aber auch ältere Menschen gefährdet seien. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mache sich die Influenza durch abruptes hohes Fieber mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopf-, Glieder- und Rückenschmerzen, eventuell Schmerzen in der Brust, geröteten Rachen, Lichtscheue, auch Nasenbluten und einen typischen, trockenen und sehr quälenden Husten bemerkbar. Selten komme es dann zur Komplikation der Lungenentzündung, die in Einzelfällen aber bis zum Tod führen könne. 'Davon sind aber vor allem ältere, geschwächte Menschen betroffen.' Anders stelle sich die Influenza beim Kind dar: 'Je kleiner das Kind, desto kleiner sind im Verhältnis die Atemwege', so Rubens. Deshalb könne es beim Kind zu Atembeschwerden mit charakteristischen, pfeifenden Geräuschen beim Atmen kommen. Neben den bereits für den Erwachsenen beschriebenen Symptomen treten beim Kleinkind zudem in bis zu 30 Prozent der Fälle Mittelohrentzündungen auf. Da die Kinder oft auch Bauchschmerzen und Durchfälle haben, müssen die kleinen Patienten in schweren Fällen bei massiven Flüssigkeitsdefiziten mittels Infusionen 'wiederaufgefüllt' werden. 'Wir sind in der Kinderklinik auf die Influenza vorbereitet', betont Rubens. Wichtig seien abgesonderte Bereiche, da die Viruserkrankung schnell weiter übertragen werden kann. Die betreffenden Krankenzimmer sind auch mit Anschlüssen zur Sauerstoffgabe im Falle von Atembeschwerden ausgerüstet. Für maschinelle Beatmungen im äußersten Notfall sei man ebenfalls präpariert. Rubens betont ausdrücklich, dass gesunde Erwachsene und Kinder nicht akut gefährdet seien. Wer eine chronische Erkrankung wie Diabetes, Asthma oder Herzprobleme habe, solle sich aber noch überlegen, ob er sich vorsorglich gegen die Virusgrippe impfen lassen will. 'Stellt man fest, dass die Erkrankung im Anzug ist, ist die Einnahme von Tamiflu zu empfehlen.' Dabei handelt es sich um ein Virostatikum, also einem Mittel, das Viren bekämpft. Laut Rubens grassieren alle paar Jahre auf der Welt gefährliche Grippewellen, die früher zum Teil Millionen von Toten forderten. 'Die letzten großen Wellen fanden in den Jahren 1900, 1918, 1933, 1946, 1957, 1968 und 1977 statt.' Aber in den vergangenen Jahrzehnten habe es in Europa wegen des guten medizinischen Standards keine schlimmen Folgen mehr gegeben. Darum betont Rubens, dass es keinen Anlass zur Beunruhigung gebe.