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Gerade stehen und Bauch einziehen

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Gerade stehen und Bauch einziehen

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    Gerade stehen und Bauch einziehen
    Gerade stehen und Bauch einziehen

    Von Dr. Verena Bach Sonthofen Improvisation und klassischer Tanz weiß Ballettlehrerin Kerstin Kneppler zu verknüpfen. Beim wöchentlichen eineinhalbstündigen Training haben ihre Mädchen genügend Zeit, um an ihren eigenen Choreographien zu feilen. Anstatt klassischer Musik tönt 'Und wenn ein Lied' von den Söhnen Mannheims durch den Raum im Keller des 'Haus Oberallgäu' in Sonthofen. Drei Mädchen tanzen in Spitzenschuhen, eine andere Gruppe nutzt bunte Tücher als Requisiten. Die Choreographien sehen jeweils ganz unterschiedlich aus. 'Noch einmal von vorne', bitten die Tänzerinnen ihre Lehrerin. Kerstin Kneppler muss immer wieder auf die Play-Taste der Stereo-Anlage drücken.

    Doch davor haben die Mädchen hart trainiert. In der Mitte des Saales wärmen sie sich gründlich auf, bevor sie an der Stange die verschiedenen Positionen des Ballett-Tanzes durchgehen. Kneppler macht die Übungen auf der entgegengesetzten Raumseite mit. Die Mädchen haben sie genau im Blick. Anders herum allerdings auch. Und so ruft Kneppler den Mädchen zu: 'Gerade stehen, Schultern zurück und Bauch rein, schön tief gehen, und vergesst das Lachen nicht.' Die einzelnen Positionen und Bewegungsabläufe kündigt sie ihren Schülerinnen auf Französisch an. Markant sind die beim Ballett nach außen gedrehten Knie ('en dehors'), das Beugen der Knie in einer Grundposition ('plié') und die am Boden entlang geschliffenen gestreckten Füße ('tendu'). Auch die typischen Schritte, Sprünge und Drehungen üben die Mädchen diagonal durch den Raum. Die Ballettlehrerin achtet auf sauber ausgeführte Bewegungen. Die Mädchen schulen nicht nur ihre Motorik und Balance, sondern verbessern auch ihre Koordinationsfähigkeit. 'Tanzen ist gesundheitsfördernd und beugt Haltungsschäden vor. Ballettunterricht hat einen positiven Effekt auf das Körpergewicht, aber auch auf das Selbstbewusstsein,' sagt Kneppler, die in Berlin ihre klassische Ausbildung absolvierte und seit mehr als zwei Jahren die Ballettschule Engel in Sonthofen leitet. 'Außerdem ist das Ballett die Grundlage für andere Tanzstile', sagt Kneppler. 'So lasse ich durchaus moderne Bewegungen oder Jazz-Elemente einfließen. Wenn die Mädchen ihre eigenen Choreographien gestalten, beobachte ich, wie sie das Klassische integrieren und welche Elemente sie überdies beeinflussen.'

    Gründliches Aufwärmen wichtig

    Nach dem Improvisieren ziehen sich alle Mädchen ihre Spitzenschuhe an. Mit beiden Händen halten sie sich an der Stange fest und gehen auf die Spitze. Die Sprunggelenke oder die Achillessehne werden beim Spitzentanz stark beansprucht. Deshalb geht ein gründliches Aufwärmen voraus. Für die Ästhetik ist das Tanzen auf der Spitze allerdings entscheidend. 'Es ist einfacher, das Bein zu strecken. Und die Wirkung ist gleich anders: Die Beinlinie verlängert sich, die Illusion der Schwerelosigkeit entsteht', sagt Kneppler. Natürlich ist es auf der Spitze nicht einfach, das Gleichgewicht zu halten. Gerade bei Drehungen kann einem leicht schwindlig werden. Wichtig ist die Ausrichtung des Kopfes auf einen Fixpunkt im Raum. 'Findet euer Zentrum. Keine Rücklage. Körperspannung aufbauen', rät die Ballettlehrerin. Zur Fußkräftigung folgen noch schnelle 'échappées'. Mit ihren Spitzenschuhen springen die Mädchen immer wieder von geschlossenen Positionen in offene. Am Ende der Trainingsstunde liegen die Tänzerinnen erschöpft auf dem Boden, aber sie lächeln noch.

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