Sie bewegen viel. Sie sorgen für Zusammenhalt, fördern noch junge Talente und unterstützen andere. Sie erhalten Tradition oder bauen ehrenamtlich Neues auf - Menschen, die sich in Vereinen und Gruppen einbringen. Menschen, die antreiben, bewegen und mit Leib und Seele dabei sind. In unserer neuen Serie "Menschen im Verein" stellen wir solche Persönlichkeiten vor. Den Anfang macht Georg Wagner vom Heimatdienst Oberstaufen.
Oberstaufen Immer wenn er von der Strumpfer-Marie erzählt, fangen seine Augen an zu leuchten. Sein Blick weicht dann für einen Moment nach rechts oben, als ob er sich für wenige Sekunden in die gemeinsame Zeit mit ihr flüchtet, sie sich noch einmal mit ihrer Art, ihrem Wesen vor Augen hält. Georg Wagner hat ihr viel zu verdanken. Denn ihr Vermächtnis ist sein Lebenswerk. Das Heimatmuseum in Oberstaufen.
Schon früh hatte Wagner ein Gespür dafür, was einmal für den Ort und seine Geschichte wichtig sein würde. Etwa der Verkauf des Staufner Schlosses. Und der ging ihm deutlich gegen den Strich. "Damals war ich zu jung. Ich hatte keinen Einfluss." Eine Niederlage, die, blickt man zurück, am Ende nicht umsonst war.
Denn später wird Georg Wagner genau deshalb das Färberhaus und andere alte Bauten retten - und wenn er sie teilweise Stein für Stein abtrug, um sie ein andermal an anderer Stelle wieder aufzubauen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die von Georg Wagner begann heute, vor exakt 70 Jahren. Er wurde im Ortsteil Berg als Sohn einer Landwirtsfamilie geboren und übernahm später den Hof. Weil er von den kleinen Erträgen allein jedoch nicht leben konnte, erlernte er zusätzlich das Zimmermanns-Handwerk. Mit 28 heiratet er seine Frau Anni, ohne die, wie er sagt, sein Leben, wie er es lebt, nicht möglich wäre. Denn seine andere Liebe, die ist der Heimatdienst. "Meine wohl größte Lebensaufgabe."
1970 trat er als Kassier dem Verein bei. Er half beim Aufbau des ersten Museums in der Mädchenschule und ist seit 1980 Vorsitzender. Denkmalschutz, Brauchtum, Volksmusik und Mundart: Diese Dinge galt es für Wagner seit jeher zu wahren. Eine zentrale Figur spielte dabei Maria Schädler oder Strumpfer-Marie, wie sie Wagner nennt. Sie stiftete 1988 dem Heimatdienst das Strumpferhaus. Jenes Anwesen mitten in Oberstaufen, in dem sich heute das Heimatmuseum befindet. Voll mit Schätzen alter Dorfgeschichte. Mit enormem Einsatz stemmten die Vereinsmitglieder Stück für Stück ein Millionenprojekt. Sie sammelten, restaurierten, bauten und schufen so einen Ort, der fernab von modernem Kokolores zur Zeitreise einlädt. Und geht es nach Georg Wagner, soll das Museum weiter wachsen. Es soll ein kleines Dorf entstehen. Stein für Stein aus den Staufner Häusern, die über die vergangenen Jahre abgetragen wurden.
Georg Wagner rastet nicht. Das tat er nie. Dafür, so sagt er mit zufriedenem Blick, "habe ich ein reichhaltiges Leben geführt".