Georg Ried legt selbst Hand an die Requisiten: Er hängt eine Pfanne an die Wand aus uralten Brettern, rückt ein Kruzifix gerade. Schließlich soll alles stimmen, wenn die Kamera läuft. Heute sind es Spielszenen über die "Suppenküche", mit der Maria Espermüller einst die Vertriebenen versorgte, die im Theaterstadl in Blonhofen gedreht werden. Sie ergänzen Interviews, alte Filmaufnahmen und Fotos, die Regisseur Ried für seinen Dokumentarfilm über die Neugablonzer Geschichte zusammenträgt. Der Film soll einmal die Geschichte der Vertreibung und die Entwicklung von Neugablonz bis heute für die Nachwelt festhalten.
Sogar die Suppe ist echt
Die Requisiten sind alle echt: Alte Kinderwagen und Koffer sowie Kisten und Truhen, auf denen später die Statisten vor dem gusseisernen Ofen sitzen. Sogar die Suppe darauf ist echt, Rieds Ehefrau Michaela hat sie gekocht. Die Blechschalen, aus denen für den Film gelöffelt wird, sind ebenfalls original: Ried hat sie von Schwester Antonia, einer der Zeitzeugen, von denen Kameramann Bastian Ried bereits rund zehn Stunden Interviews im Gablonzer Haus gedreht hat. Schwester Antonia war zwar nicht bei der einstigen Suppenküche mit dabei, aber sie kannte Maria Espermüller.
So wie auch Sylwia Pohl vom Vereinsring Neugablonz, die heute die Dreharbeiten besucht. Angesichts der Kulisse kommen ihr viele Erinnerungen - und eine neue Idee für den Film: Eine Szene, in der Flüchtlinge mit Leiterwagen Holz sammeln. "Die Wälder waren damals wie geleckt", erzählt Pohl und schmunzelt: "Der Borkenkäfer hatte keine Chance".
Pohl und Ried haben zusammen festgelegt, was der Film beinhalten soll und dass er den Bogen bis in die Gegenwart spannt. So sind bereits Aufnahmen vom Deutschkurs für Spätaussiedler im Kasten, den die Zeitzeugin Eva Maria Simon hält. Außerdem wird gezeigt, wie die Flüchtlinge bereits kurz nach ihrer Ankunft im Allgäu Schmuck aus Blechdosen-Resten fertigten. Später stammte so manche Kette eines Hollywood-Stars aus Neugablonzer Werkstätten.
Mittlerweile sind die 18 Statisten eingetroffen, die Ried zum Teil aus Marktfestspiele-Darstellern und aus der eigenen Familie rekrutiert hat: Ältester Komparse ist Rieds Vater Josef (85), jüngste Darstellerin seine Nichte Frieda (2). Deren Schwester Veronika (9) ist zudem "Hauptdarstellerin" und in praktisch allen Spielszenen zu sehen - vom Eintreffen der Miliz bis zur ersten Weihnachtsfeier im Allgäu, die an diesem Tag ebenfalls noch gedreht wird.
Während Michaela Ried in der Maske manch hübsches Gesicht auf verhärmt umgestaltet, prüfen ihr Sohn Bastian und sein Bruder Thomas als Regieassistenz, ob mit dem Kamerakran die gewünschte Einstellung erfasst wird, ob die Beleuchtung stimmt und der Bühnennebel die passende Atmosphäre erzeugt.
Als dann endlich alle original gekleideten Statisten auf der Bühne sitzen, geht es schnell: Georg Ried zeigt, wie die Suppe ausgeteilt werden soll, dann wird gefilmt. Wenige Minuten später ist die Szene im Kasten.
Das Filmen selbst, meint Georg Ried, sei noch relativ leicht. Jede Menge Arbeit wartet dagegen noch am Schneidepult auf ihn. Dann soll aus dem vielen Material ein rund einstündiger Streifen werden, der "vor allem kurzweilig und interessant sein soll". Und der den passenden Titel trägt: "Wege der Hoffnung".
Spenden zur Finanzierung des Films nimmt der Vereinsring Neugablonz gegen Spendenbescheinigung entgegen: VR Bank Kaufbeuren-Ostallgäu, Konto 100 119 857, BLZ 734 600 46, Stichwort "Filmprojekt".