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Genussradeln statt Tempobolzen

Nesselwang

Genussradeln statt Tempobolzen

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    Genussradeln statt Tempobolzen
    Genussradeln statt Tempobolzen Foto: beckmann

    "Das nasse Dutzend" heißt unsere Mountainbike-Tour, kreuz und quer durch die Ostallgäuer Voralpenlandschaft. An einem guten Dutzend Seen und Weiher vorbei geht die Fahrt, auf Radwegen, Nebenstraßen und Schotterpisten. Vor dem Panorama der Ammergauer und Tannheimer Alpen passieren wir - eine Gruppe begeisterter Mountainbiker über 60 Jahre - kleine Dörfer und Weiler, Burgen und Schlösser. "Mountainbiken ist genussvolles Radeln. Naturgenuss pur", sagt Heinz Gernböck (74) aus Kempten. Vor wenigen Jahren ist er vom Rennrad aufs Mountainbike umgestiegen "weil es mehr Spaß macht, stressfrei zu radeln. Man kann praktisch jeden Weg fahren und ist nicht auf Asphalt angewiesen". Andere Ziele setzen

    "Genussradeln" ist im Alter angesagt. "Man muss sich andere Ziele setzen. Man sieht mehr, wenn man sich das Tempobolzen abgewöhnt", so Gernböck. Wir halten an Seen und Aussichtsplätzen und genießen die traumhafte Kulisse des "Radparadieses Ostallgäu". Ein alter Grenzstein am Weg, ein denkmalgeschütztes Bauernhaus, die Rokoko-Ausstattung der Wallfahrtskirche in Speiden, der Blick vom Schwansee auf die Königsschlösser oder eine Streuwiese mit Knabenkraut bieten willkommene Gelegenheiten zum Fotostopp.

    "Für mich ist Mountainbiken der ideale Gesundheitssport", bekundet Felix Mehner (71) aus Kempten. Der frühere Marathonläufer und Rennradler ist auf Mountainbiken und Nordic Walking umgestiegen, "um die Gelenke zu schonen. Du brauchst dein Gewicht nicht zu tragen.

    Die Bewegungen beim Radeln sind stoßärmer und sanfter, als wenn du den Berg runterspringst". Nach Schätzungen sind in Deutschland nur noch fünf Prozent der über 60-Jährigen sportlich aktiv. Angst vor Überlastung, fehlende Motivation und eingeschränkte Beweglichkeit oder Schmerzen halten viele ältere Menschen vom Sport ab. "Daraus kann leicht ein Teufelskreis entstehen - wenn nämlich die fehlende Aktivität zu Organschäden und schließlich zu immer stärkerer körperlicher Behinderung führt", warnt der Altersmediziner Dr. Michael Denkinger aus Ulm.

    In einer zunehmend älteren Bevölkerung wenden sich nach einer Schweizer Studie immer mehr Senioren dem Mountainbiken zu und gehen gleichzeitig gesünder und fitter ins hohe Alter. Zwar stelle Mountainbiken hohe Anforderungen an Kondition, Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewicht. Sie ließen sich auch im Alter trainieren. Man müsse sich zurücknehmen und seinen Fahrstil anpassen, so Jürgen Blum (71) aus Waltenhofen: "Lieber steige ich ab, anstatt mich den Berg hoch zu quälen oder einen Sturz zu riskieren."

    Gegenseitige Hilfe

    Für Ältere spiele Geselligkeit eine wichtige Rolle, betont Wolfgang Schilling (70) aus Kempten: "Deswegen gefällt mir die Tour in der Gruppe. Außerdem kann man sich gegenseitig helfen, wenn was passiert". Auf jeder Tour gehört die gesellige Einkehr dazu. Mountainbiken für Senioren - Sport-Einsteigern über 60 oder Wiedereinsteigern empfehlen Mediziner einen Gesundheits-Check beim Haus- oder Sportarzt. - Auch im Alter lassen sich nach einer Schweizer Studie Kondition und Beweglichkeit durch Training verbessern. - Koordination und Gleichgewicht sind bis ins hohe Alter überwiegend trainierbar. - Senioren sollten kontrollierter und riskobewußter fahren als früher. - Gute Bewegungskoordination verringert das Unfallrisiko. - Mountainbike-Touren sorgfältig planen. Nur auf Alp- und Forstwegen fahren, nicht im weglosen Gelände. Zubringerverkehr, Landwirtschaft und Forst haben Vorfahrt. - Nur ein technisch einwandfreies Bergrad benutzen. Regelmäßige Wartung und vor jeder Tour der Sicherheits-Check von Bremsen, Räder, Reifen, Lenker gehören dazu. - Natur in Ruhe lassen. Rücksicht auf Pflanzen und Tiere nehmen. (ibu)

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