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Gentechnik - pro und contra

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Gentechnik - pro und contra

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    Gestratz | hip | 'Ist es noch möglich, ohne Gentechnik zu produzieren und zu konsumieren?' Bei der Kreisversammlung des Bauernverbandes in der Gestratzer Argenhalle beantwortete Referent Josef Feilmeier, Mischfutterhersteller, Landwirt und Landhändler aus Hofkirchen, diese Frage klar mit 'Ja'.

    Man wolle 'nicht nur eine Seite anschauen, sondern das Thema Gentechnik breit beleuchten', hatte Kreisobmann Helmut Jäger den etwa 150 erschienenen Landwirten angekündigt. Als zweiten Referenten hatte man deshalb Hans-Peter Wheeler vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten eingeladen.

    Es war ein Kontrastprogramm. Feilmeier zerpflückte mit Vehemenz und einer geballten Ladung an Fakten die Vorteile der Gentechnik. Die Industrie und ihre bezahlten Wissenschaftler argumentierten mit mehr Ertrag, so Feilmeier. Er frage sich da nur: 'Für wen?' Die Gentechnik sei für Monokultur und Massenproduktion entwickelt worden und die Industrie ködere die Bauern 'bis den Betrieben das Wasser bis zum Hals steht'. Bt-Mais bringe einen hohen Masseertrag, enthalte aber Toxine. 'Toxine bauen sich nicht ab, auch in Silage nicht', sagte Feilmeier. Damit bringe man sie in den Futterkreislauf.

    'Die Sortenwahl könnt ihr vergessen', so ein weiteres Argument. Die Industrie plane mit weltweit 15 Maissorten, während es heute in der EU 400 gibt. Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) breiten sich aus, warnte Feilmeier. 'Koexistenz ist reine Träumerei.' Für GVO-Einträge und Vermischungen hafte nicht die Industrie, sondern verschuldensunabhängig der Landwirt. Denen, die gentechnikfrei produzieren wollen, riet Feilmeier: 'Schaut, was ihr kauft. Prüft den Lieferschein und verlangt die richtige Saatgutbescheinigung.' Klar sei: 'Verbraucher wollen mehrheitlich keine Gentechnik.'

    Hans-Peter Wheeler ging emotionslos zu Werk. Begann allerdings recht ausführlich mit Beispielen aus der klassischen Züchtung von Weinreben. Mit Kreuzungen, wie sie früher arbeitsintensiv durchgeführt wurden, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen zu erhöhen. Er führte aus, wie heute mittels Gendiagnose und Gentransfer ein neues 'Werkzeug der Züchtung' entstanden sei, mit dem 'Versuch und Irrtum' ein Ende finde und eine optimale Auswahl der Kreuzungspartner möglich sei.

    Wheeler ging auf die Kennzeichnungspflicht ein und zählte die bayerischen Versuche mit GVO auf: Langzeitanbau von Mais seit dem Jahre 2000 auf der immer gleichen Parzelle, Wertprüfungen und Koexistenzversuche über zwei Jahre und fast ebenso lange Fütterungsversuche bei Kühen mit Bt-Mais sowie Bienen- und Gülleversuche. Mit Ergebnissen konnte Wheeler allerdings nicht aufwarten.

    Was in der Diskussion auch sogleich kritisiert wurde. Man habe sich von einem Referenten aus dem Ministerium mehr erwartet, hieß es. Und Versuche über zwei Jahre reichten nicht aus.

    Vorarlberg als Vorreiter

    'Wir brauchen Gentechnik in dieser Form nicht', sagte Ernst Schwald, Leiter der Koordinierungsstelle der Bodenseeakademie Dornbirn. In Vorarlberg gebe es einen klaren Weg. Über das Naturschutzgesetz habe die Landesregierung den Anbau von GVO verboten. Und auf Betreiben der Landesmolkereien sei die Umstellung auf gentechnikfreie Futtermittel erfolgt.

    Das von Schwald angesprochene Ziel einer gentechnikfreien Region war Gegenstand der Diskussion. 'Ich hätte erwartet, dass wir das forcieren', hieß es an die Adresse des Bauernverbandes. BBV-Geschäftsführer Erich Krug räumte ein: 'Die Vorarlberger sind weiter.'

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