Die Ursprünge Immenstadts liegen im Dunkel der Geschichte verborgen. Vermutlich sind uralte Dokumente verbrannt bei einem Feuer auf der Burg Rothenfels im 15. Jahrhundert. Der Kreuzungspunkt einstiger Säumerpfade und Handelsstraßen zwischen dem Bodensee und den Bergen hat womöglich schon in römischer und alemannischer Zeit existiert, gewiss aber im klösterlich geprägten Frühmittelalter. Brief und Siegel für die Stadterhebung des Dorfes "Ymmendorf" gibt es freilich erst 1360.
Um dieses verbürgte Datum kreiste der Festakt im Schloss, wo Siegbert Eckel als Mitglied des Stadtarchivs und Festredner kompetent - zudem übersetzt in eine zeitgemäße Sprache - die 650 Jahre städtischer Existenz beleuchtete. Ihre Lehren aus dem Überlebenswillen der "Städtler" zogen Bürgermeister Armin Schaupp und Landrat Gebhard Kaiser. Schaupp glaubt, dass die Weichen für die Zukunft gestellt werden können. Kaiser appelliert an die Immenstädter, sich Gemeinsinn zu bewahren.
Es war stickig im Schloss-Saal, wo sich die rund 200 schwitzenden Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur mit der Einladungskarte Frischluft zufächerten.
Doch in den alten Zeiten, da Immenstadt sich durch Mauerring und Stadttore von der Leibeigenschaft der Bauern abgrenzen konnte und zum Residenz-Städtchen mauserte, hatten die Bewohner des ursprünglich 200 Seelen zählenden Gemeinwesens ganz andere Dinge zu erleiden. Es gab Bauernkrieg und Herrschafts-Streitereien, Feuersbrünste und Naturkatastrophen.
Immenstadt bewahrte seinen Status, wenn es auch trotz der Industrialisierung und der Ansiedlung weltweit tätiger Unternehmen seine ländliche Herkunft nie verleugnete. So beschrieb es jedenfalls beim musikalisch unterlegten Festakt Siegbert Eckel. Bis zum Stadtbrand 1844 gab es fast nur Häuser mit Lehmfachwerk. Zum Stadtbild gehörten Kühe, Geißen und Misthaufen. Die Menschen waren zwar frei, aber "arm wie die Kirchenmäuse".
Eckels Fazit lautete so: Möge es auch heute gelingen, ähnlich wie den Männern der Vergangenheit, in engem Schulterschluss Immenstadt durch gute und schlechte Zeiten zu führen. Dass dies trotz aller Unterschiede in den Denkweisen gelingen wird, wünschte sich ebenfalls Bürgermeister Schaupp. Der Rathaus-Chef sprach von einer "lebens- und liebenswerten Stadt", die dazu einlade, sich wohlzufühlen. Allerdings bedürfe es der Kunst des Sparens, um die Zukunft bewältigen zu können.
Reverenz an Altbürgermeister
Bei der Rede von Landrat Kaiser war manche Anspielung auf die derzeitige politische Situation in Immenstadt herauszuhören, zwischen den Zeilen. Kaiser würdigte den anwesenden Altbürgermeister Gerd Bischoff, der fast 30 Jahre lang die Menschen zusammengeführt habe.
Der Oberallgäuer Kreis-Chef erhofft sich wieder mehr Miteinander. Denn, so Kaiser: "Die Region braucht ein starkes Immenstadt".