Die Gemeinde Obermaiselstein (Oberallgäu) hat den finanziell angeschlagenen Grasgehren-Liften am Riedbergpass mit einem „Wirtschaftszuschuss“ in Höhe von 200.000 Euro finanziell unter die Arme gegriffen. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte der Obermaiselsteiner Bürgermeister Peter Stehle. In einer Bürgerversammlung soll die Bevölkerung am 16. Januar über Einzelheiten informiert werden. Es gehe darum, das Skigebiet Grasgehren zu erhalten, sagt Rathauschef Stehle. Bei der Modernisierung des Gebiets wolle man eine gemeinsame Lösung mit den Kritikern wie Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz (LBV) erarbeiten, berichtet der Bürgermeister. An einem „Runden Tisch“ hatten Vertreter des Landratsamtes, der Gemeinde, der Liftgesellschaft und Projektgegner zusammen gesessen. Von einem Moratorium ist nun die Rede: Das Genehmigungsverfahren für eine neue Bahn soll ebenso ruhen wie die Klagen, die Naturschutzverbände dagegen eingereicht hatten. Von einem Zeitraum bis zu einem Jahr ist die Rede, in dem nach einer möglichst einvernehmlichen Lösung gesucht werden könnte. Millionen-Investition geplant Rückblick: Vor ziemlich genau einem Jahr wurden die Modernisierungspläne für das Skigebiet Grasgehren bekannt. Demnach sollten zehn Millionen Euro investiert werden: In den Bau der neuen Hörnlebahn als Ersatz für die beiden in die Jahre gekommenen Schlepplifte. Diese Achter-Sesselbahn wurde zwischenzeitlich auch vom Landratsamt genehmigt, ebenso wie ein Speicherbecken für die Beschneiung mit 26.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Zudem sollte die Skipistenfläche vergrößert werden. Diese Pläne sollten unabhängig von dem damals noch geplanten Liftverbund mit Balderschwang realisiert werden. Gegen die genehmigten Modernisierungspläne hatten Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Bund Naturschutz (BN) Klage eingereicht. Der BN hatte vor allem den geplanten Standort des neuen Speicherteichs kritisiert. In einem höchst sensiblen Quellmoor müssten für den Bau des Speicherbeckens bis zu drei Meter hohe Torflagen abgebaggert werden, die vor tausenden Jahren entstanden seien, argumentierten die Naturschützer. Zwischenzeitlich sind die Pläne für eine Liftschaukel bekanntlich vom Tisch und der Freistaat hat Oberallgäuer Gemeinden quasi als Ausgleich einen hohen Millionenbetrag für ein naturverträgliches Tourismuskonzept versprochen. Politiker, die sich seinerzeit für den umstrittenen Liftverbund stark gemacht hatten, sind jetzt von der Nachricht über die schwierige Finanzlage der Grasgehrenlifte überrascht. Ein Kommunalpolitiker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, spricht von einem „Desaster“: Wenn die finanziellen Probleme vorher bekannt gewesen wären, hätte man sich möglicherweise die jahrelange Diskussion über den Liftverbund sparen können. Dass nun alles auf den Prüfstand komme, sei gut, sagt Julia Wehnert von der Kreisgruppe Oberallgäu des BN. Die Naturschützer seien bereit, konstruktiv mitzuarbeiten. Bürgermeister Stehle geht davon aus, dass für die Modernisierung des Gebiets zunächst einmal die Beschneiung verbessert werden muss. Suche nach Standort für Teich Deshalb gelte es einen Standort und eine Größe für den Schneiteich zu finden, mit denen auch die Naturschützer einverstanden seien. Erst nach dem Bau des Speicherteichs könne über eine neue Bahn nachgedacht werden. Er hoffe, dass die Liftgesellschaft mit einem Wirtschaftsplan auch finanziell wieder auf die Füße kommt, sagt Stehle. Er gehe davon aus, dass der jetzt von der Gemeinde gezahlte „Wirtschaftszuschuss“ irgendwann wieder an die Kommune zurückfließt. Branchenbeobachter glauben, dass sich Grasgehren nun für eine der verschiedenen Zielgruppen entscheiden muss. Einerseits gilt das Gebiet als preisgünstig und familienfreundlich, andererseits ist es aber inzwischen auch Bundesstützpunkt für Ski- und Boardercross.
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