Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Geld regiert auch heute noch die Welt

Memmingen

Geld regiert auch heute noch die Welt

    • |
    • |
    Geld regiert auch heute noch die Welt
    Geld regiert auch heute noch die Welt Foto: brigitte hefele-beitlich

    Schon als Kind hat Opernregisseur Heinz Lukas-Kindermann mit großen Augen das Sterben des reichen Mannes "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen mehrmals miterlebt. Dass Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel nun auch in Memmingen unter freiem Himmel aufgeführt wird, war seiner Meinung nach "höchste Zeit" - zumal die Stadt über "verführerische Plätze" verfüge, wo das Landestheater Schwaben nun einen "kühnen künstlerischen Akzent" setzen könne.

    Die letzte LTS-Premiere der Saison bereitet Lukas-Kindermann mit dem "Jedermann" gerade vor. Bisher erst einmal hat der geborene Münsteraner, der in Wien studiert hat und bereits an vielen Opernhäusern engagiert war, das Stück inszeniert: Vor sechs Jahren mit René Kollo und Elke Sommer vor dem Dom von Trier. An Aktualität hätten die Hofmannsthalschen Knittelverse um Gott, den Tod und den Teufel seitdem aber sogar noch dazu gewonnen. "Wer hätte gedacht, dass Gold und Geld die Welt auch noch im 21. Jahrhundert regieren und dass die materielle Gier von Managern so groß ist, dass sie die ganze Weltwirtschaft ins Schleudern bringt?", sagt er. "Wir alle sind Marionetten des Geldes. Das hat Hofmannsthal schon vor fast 100 Jahren erkannt."

    Ausgewiesene Paraderollen

    Deshalb wird Lukas-Kindermann sich in seiner Inszenierung auch gar nicht zu weit weg von der 1911 erstmals in einem Berliner Zirkus aufgeführten Tragödie bewegen und zum Beispiel die Schauspieler in Kostümen mit deutlichen Bezügen zur Entstehungszeit agieren lassen. Den "Jedermann" und die "Buhlschaft" - ausgewiesene Paraderollen, die in Salzburg nur an hochkarätigste Schauspieler vergeben werden - besetzt er mit jungen Künstlern aus dem LTS-Ensemble: Boris Popovic (der das Landestheater nach dieser Inszenierung in Richtung Wien verlässt) und Undine Schmiedl (26-jährige Jung-Schauspielerin). "Ich gehe bewusst weg vom Klischee, dass Jedermann ein alter Mann ist, der sterben muss", sagt er. "Ich will ihn in seiner Sturm- und Drangzeit zeigen, in der er das Leben in vollen Zügen genießt".

    Außer mit den insgesamt elf LTS-Schauspielern probt der Regisseur auch noch mit fünf Musikern und 18 Statisten für die Aufführung, die - zumindest bei der Premiere - mit prominenten Memminger Gesichtern bei der Tischgesellschaft aufwarten will: Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und seine beiden Stellvertreter Claudia Knoll und Helmut Börner nehmen Platz.

    Beinahe an die Grenzen des Machbaren geht das Landestheater Schwaben mit der großen Inszenierung, für die es alleine 52 Kostüme zu schneidern galt. Sie ist auch eine besondere logistische Herausforderung, da zum Beispiel alle 380 Zuschauerstühle jeden Abend wieder vom tagsüber nicht gesperrten Platz weggeschafft werden müssen.

    Premiere am Freitag, 19. Juni, um 20.30 Uhr auf dem Weinmarkt in Memmingen, anschließend Bewirtung bis 24 Uhr (bei schlechtem Wetter im Stadttheater); Einführung in das Stück um 20 Uhr im Stadttheater. Karten unter Telefon 08331/945916.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden