Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Geistliche und die Hektik in der (h)eiligen Nacht

Allgäu

Geistliche und die Hektik in der (h)eiligen Nacht

    • |
    • |

    Von Alexandra Decker Marktoberdorf/Obergünzburg/Ostallgäu. - Ruhe und Besinnlichkeit wünschen sich viele Menschen für die Weihnachtszeit. Besonders an Heilig Abend sollte Zeit sein, für Freunde, Familie oder zur Besinnung auf den Glauben. Doch manchen bleibt selbst in der Heiligen Nacht keine Wahl: Sie müssen arbeiten. Zu ihnen gehören Pfarrer. Und gerade für sie, die der Besinnlichkeit zu Weihnachten aufgrund des Glaubens doch eigentlich am Nächsten stehen, wird die Heilige Nacht zusehends zur eiligen Nacht. Eine wachsende Zahl Geistlicher nämlich betreut mehrere Pfarreien - so auch Johannes Huber aus Obergünzburg. Erstmals hält er heuer in vier Kirchen Weihnachtsmessen. Bisher fanden an Heilig Abend meist nachmittags zwischen 15 und 17 Uhr die Kindermetten, abends gegen 22 Uhr die Christmetten statt. Dieser Zeitplan verschiebt sich, muss ein Priester das gleiche Programm in mehreren Kirchen leisten. Eine Situation, die heuer erstmals auf Pfarrer Huber zukommt. Neben der Pfarrei Obergünzburg und der Filialkirche in Günzach ist er seit diesem Jahr zudem für Untrasried und Hopferbach zuständig. 'Aber Pater Polykarp unterstützt mich', blickt Huber zuversichtlich in Richtung Heiliger Abend. Auch Pfarrer Dieter Meier ist derzeit in Obergünzburg. Auf seine Hilfe kann Huber jedoch nicht hundertprozentig zählen, denn Maier ist Springer im Dekanat Marktoberdorf und kann kurzfristig abberufen werden. Geplant wurde deshalb so, dass er ersetzt werden kann. Das bedeutet: Um 14:30 Uhr beginnt die Kindermette in Hopferbach, eine halbe Stunde später die in Untrasried. 'Ich werde dort nur am Anfang dabei sein. Den Rest machen die Eltern', erzählt Pfarrer Huber. Das geht, weil es sich bei der Kindermette 'nur' um einen Wortgottesdienst handelt. In Bertoldshofen, Bernbach und Bidingen planen die Eltern laut dem dortigen Pfarrer Thaddäus Biernacki die Kindermette schon seit Jahren allein. Ganz auf sich gestellt will Huber die Mütter und Väter aber nicht lassen. 'An Heilig Abend sind Krippenspiele. Da herrscht immer Nervosität und es ist gut, sich vorher sehen zu lassen und Ruhe rein zu bringen.' Zudem begrüßt er die Gläubigen gern selbst. Von Untrasried und Hopferbach eilt Huber nach Obergünzburg. Dort geht es um 16:30 Uhr in der Kirche weiter. Parallel findet im Hirschsaal mit Polykarp die Mette für die ganz Kleinen statt. Einen 'Puffer für die Fahrt' hat Huber eingebaut, 'falls Schnee liegt'. Um 16 Uhr sind dann die Günzacher Kinder dran. Anschließend haben beide Geistlichen Pause, bevor es ab 21 Uhr mit den Christmetten weitergeht. Polykarp steht in Untrasried hinter dem Alter und düst dann weiter nach Günzach. Pfarrer Huber ist in Hopferbach und saust anschließend nach Obergünzburg. Bis beiden fertig sind, 'kann es leicht Mitternacht werden', schätzt Huber.

    Befreundeter Pfarrer hilft Prinzipiell mache ihm die Arbeit an Heilig Abend aber nichts aus. 'Sie ist ein Dienst an der Gemeinde, den ich gern erfülle'. Seine Familie besucht Huber an den Weihnachtsfeiertagen. Ähnlich hält es Pfarrer Biernacki. Ihn unterstützt Heilig Abend Pfarrer Wilhelm Tome. Allein hätte es auch Emanuel Olschar schwer. Der Geistliche betreut Stötten, Rettenbach, Remnatsried und Sulzschneid mit Hilfe eines befreundeten Priesters aus Polen. Aber auch wenn für alle drei Pfarrer die Arbeit an Heilig Abend zum Beruf gehört und sie den wachsenden Stress recht locker sehen, fragt sich Johannes Huber doch: 'Ist es unter Zeitdruck weiter möglich, sich von der Liturgie tragen zu lassen und sich bei der Messe voll zu entfalten?' Doch selbst wenn er darauf in der 'eiligen Nacht' eine positive Antwort findet, werden Priester künftig häufiger heimlich hinter dem Altar auf die Uhr sehen müssen. Immerhin sind bereits heute in den 29 Pfarreien des Dekanats Marktoberdorf nur noch 12 Priester tätig und ihre Zahl schrumpft weiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden