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Geiger klagt: Niemand will es haben

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Geiger klagt: Niemand will es haben

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    Oberstdorf/Immenstadt-Thanners (pts). Jedes Prozentpünktchen sollte genutzt werden, um Treibhausgase zu verringern. So der Appell des Klimaforschers Wolfgang Seiler. Als einen solchen Beitrag versteht das Oberstdorfer Bauunternehmen Geiger den Bau eines Biomasse-Heizkraftwerks bei Immenstadt. Seiler, der zum 80-jährigen Firmenbestehen vor Kommunalpolitikern und Behörden-Vertretern über Klima-Erwärmung und Gegenstrategien sprach, musste allerdings hören, dass das lokale Projekt auf den Widerstand der Menschen stößt. Ein irritierter Geschäftsführer Josef Geiger: Niemand will?s haben. Der Professor und Institutsleiter der Garmisch-Partenkirchener Außenstelle des Forschungszentrums Karlsruhe malte in seinem Referat ein düsteres Bild von Orkanen, Überflutungen und sich ausbreitenden Epidemien als Folgen einer rasant ansteigenden Klimaerwärmung. Dr. Seiler zu den Prognosen seines Instituts für Meteorologie und Klimaforschung: Wir befinden uns inmitten eines globalen Klimawandels. Jetzt schon sei man an der Oberkante angelangt, beschrieb der Wissenschaftler die Dramatik der von Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, verursachten weltweiten Situation. Für den bayerischen Alpenraum prognostiziert Seiler Dürreperioden im Sommer, allerdings gepaart mit Extrem-Gewittern, sowie im Winter einen Rückzug der Schneefallgrenze in Hochlagen und Hochwassergefahren zur Schneeschmelze im Frühjahr. Lawinen und Murenabgänge werde es noch häufiger geben, aber auch die Gefahr von Waldbränden durch die Sommerhitze.

    Seiler empfahl ein Bündel von Maßnahmen und viele kleine Schritte, um dem entgegenzuwirken. Neben der Einsparung von Energie in Haushalten und im Straßenverkehr erscheint dem Experten ein Rückgriff auf erneuerbare Energiequellen wichtig. In diesem Sinne sei das Allgäu mit seiner überproportionalen Stromproduktion aus Wasserkraft schon wegweisend. Doch weitere Nutzungsmöglichkeiten der Wasserkraft und eine Alternative durch Windkraftwerke im weniger geeigneten Allgäu erscheinen dem Wissenschaftler begrenzt zu sein. Auf diesen beiden Gebieten sei die Wilhelm Geiger Gmb H & Co KG durch ihr seit zweieinhalb Jahren bestehendes Geschäftsfeld Energie durchaus gut vertreten, unter Umständen aber nicht mehr lange. Es habe eine Phase des Überdenkens eingesetzt. Eingangs des Infotags machte nämlich Geschäftsführer Geiger kein Hehl aus seiner Frustration. Da sei man als Unternehmen innovativ und zukunftsweisend, folge zudem politischen Willensbekundungen: Doch egal, was man tut, niemand will?s haben. Geigers Bedauern entspringt der jüngsten total kontroversen Diskussion um die Verbrennung von Klärschlamm und Altholz in einem geplanten Stromgewinnungs-Kraftwerk neben der Abwasserverbands-Kläranlage Thanners. 30000 Tonnen Kohlendioxid-Abgabe in die Luft könnte man sich ersparen, ergänzte Geiger-Prokurist Wolfgang Fuchs. Der ökologische Nutzen eines Biomasse-Heizkraftwerks wird in der Bevölkerung nicht wahrgenommen, klagte Immenstadts Rathaus-Chef Gerd Bischoff. Ob man das besser in die Köpfe der Menschen hineinbekomme, wenn es auch regional einen Emissionshandel geben dürfe? Auf diese Frage des Bürgermeisters im Beisein des Abwasser-Verbandsvorsitzenden und Sonthofener Bürgermeisters Hubert Buhl antwortete der Wissenschaftler prompt. Der kommerzielle Umgang mit Schadstoff-Ausstoßquoten gemäß dem weltweiten Umweltgipfel, wonach sich auf Staatsebene Umweltverschmutzer bei sauberen Nationen freikaufen können, erscheint Seiler nachdenkenswert, wenn auch bürokratisch kompliziert. Immerhin, so sagte er an die Adresse von Bischoff; wären Sie dann auf der Sonnenseite.

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