Von Stefan Binzer, Oberstdorf/Kempten - Die Wilhelm Geiger Gmb H & Co. KG in Oberstdorf (Oberallgäu) will sich in wirtschaftlich unklaren Zeiten klare Strukturen geben. Weil es auf dem Bau immer schlechter aussieht, verschieben sich die Schwerpunkte. In Zukunft wird das Unternehmen weniger im klassischen Hochbau tätig sein, dafür verstärkt in der Umwelt-Technik. Allerdings geht die Neuausrichtung nicht ohne Opfer vonstatten: Die Tochterfirma Epple (Kempten) wurde zum Jahreswechsel aufgelöst. Deren Tief- und Straßenbauer konnte Geiger zwar übernehmen. 20 Hochbauer von Epple erhielten jedoch die Kündigung. 'Die Baubranche ist seit zehn Jahren extrem auf Talfahrt', sagt Geschäftsführer Josef Geiger. Viele Konkurrenten seien schon weg vom Fenster. Diesem Trend wollte Geiger nicht tatenlos zuschauen und sich 'in die Liste der Namen einordnen, die es bald nicht mehr gibt'. Bereits 2002 hatte das Unternehmen seine Hochbau-Abteilung im Stammhaus aufgelöst und bei der 'Tochter' in Mittelberg (Kleinwalsertal) konzentriert. Bis 2006 will die Gruppe, wie Pius Geiger -ebenfalls Geschäftsführer und Cousin von Josef Geiger - gegenüber unserer Zeitung erklärt, den Bereich Steine/Erden stärken und die Umwelttechnik ausweiten. Gerade die Umwelttechnik sei 'der Megatrend' und mache heute schon rund ein Drittel des Umsatzes aus. Das waren 2003 bei einem Jahresumsatz von etwa 140 Millionen Euro an die 45 Millionen Euro. In der Region Allgäu zählt Geiger bei der Umwelttechnik nach eigener Einschätzung zu den drei größten Anbietern, auch wenn im vergangenen Jahr die Sache mit dem Biomasse-Heizwerk in Immenstadt-Thanners nicht geklappt hat. Gut im Geschäft sind die Oberstdorfer auch in Rumänien. In dem ehemaligen Ostblock-Land will das Allgäuer Unternehmen seine Aktivitäten weiter forcieren. Nach 'einjähriger Verlobungszeit' (Josef Geiger) mit dem bisherigen Hauptwettbewerber Kirchhoff-Heine Langenargen (100-prozentige Tochter des Kirchhoff-Heine Konzerns Stuttgart) ist zum Jahresbeginn 2004 die Ehe zur gemeinsamen 'Allgäuer Tief- und Straßenbau' (ATS) geschlossen worden. In dieser neuen Gesellschaft gingen das bisherige Geiger-Geschäftsfeld Straßen- und Tiefbau auf, der Epple Tiefbau und der Oberall Schwarzdeckenbau. Der Ingenieurbau wird im Hause Geiger ab sofort nur noch über die Tochter Oberall abgewickelt, die Kanalsanierung nur noch über die Kanaltechnik Geiger & Kunz. Verkleinert wird außerdem das Geschäftsfeld schlüsselfertiges Bauen. Unterm Strich hat die Geiger-Gruppe im Geschäftsbereich Bau von bisher 13 Einzelfirmen auf nunmehr sieben reduziert (siehe Grafik). Sinn der Umstrukturierung sei die Konzentration der Schwerpunkttätigkeiten auf jeweils eine Firma gewesen, heißt es dazu aus der Chef-Etage.
Kapazitäten angepasst Mit der Neuaufstellung hat Geiger seine 'Kapazitäten an die geänderte Marktsituation angepasst' und will 'auch künftig als schlagkräftiges Bauunternehmen am Markt bestehen', heißt es in einer Firmen-Information. Bei dem Oberstdorfer Traditionsunternehmen waren vergangenes Jahr 1100 Mitarbeiter beschäftigt. Der Personalstand schwankt entsprechend der Wettersituation saisonal jedoch sehr.