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Gehirnfunktionen beeinflussbar

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    Gehirnfunktionen beeinflussbar
    Gehirnfunktionen beeinflussbar Foto: Julian Schmeißer

    Kaufbeuren | fro | Die Zahl der Mobilfunkmasten in Kaufbeuren wächst, die Bedenken nehmen nicht ab. Die Stadt hat deshalb den Fachmann Dr. Lebrecht von Klitzing beauftragt, die Versorgungslage für Mobilfunk in Kaufbeuren zu untersuchen. Klitzing referierte nun auf Einladung der Stadt im Stadtsaal vor über 100 Interessierten über das Thema. Dabei kam auch der neue Antennenstandort in der Augsburger Straße zur Sprache. Dort wird der 23. Mobilfunkmast in der Stadt errichtet. Zudem suchen Betreiber in Oberbeuren einen Standort.

    Der Medizinphysiker und Experte für elektromagnetische Strahlung, Klitzing, ist ein Kritiker der laut Betreiber gesundheitlich unbedenklichen Technik und untersucht derzeit die Notwendigkeit für diesen Standort. Zugleich soll er zukünftige Plätze für Antennen prüfen und zu vorhandenen Verbesserungen vorschlagen. Mit der Auftragsvergabe an Klitzing will die Stadt auch den Mobilfunkinitiativen entgegenkommen. Die Stadt selbst müsse aber neutral der Technik gegenüberstehen, schließlich 'müssen wir Gesetze vollziehen', so Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse.

    Klitzing ging zunächst auf die Ausgangssituation ein, die vom Bund und der Industrie geschaffen worden sei. Dementsprechend sei durch Kurzzeittests, die Klitzing 'Spontanerkennnisse' nennt, eine Gesundheitsgefährdung auszuschließen. Gegensätzliche Forschungsergebnisse würden von Bund und Industrie nicht anerkannt. Dennoch habe Klitzing bei einem Feldversuch körperliche Störungen nachweisen können: 'Mobilfunkstrahlen können die Gehirnfunktionen beeinflussen.' Er verwies aber auch darauf, dass das Nutzungsverhalten der Bürger die Zahl der Mobilfunkmasten steuere.

    Eine juristische Vorgehensweise gegen Standorte hat seiner Ansicht nach einen sehr unsicheren Ausgang. Auch das 'Gräfelfinger Modell' - wonach mit einer Bauleitplanung das Aufstellen der Masten gesteuert wird - sei in Kaufbeuren sinnlos, da die Stadt erst für etwa 30 Prozent ihrer Fläche Bebauungspläne hat. Klitzing schlägt als konkrete Vorgehensweise stattdessen vor: Bestehende Verträge prüfen, vorhandene Strahlungen messen und den Betreibern daraus abgeleitete Optimierungsmöglichkeiten vorschlagen.

    Bei der anschließenden Diskussion äußerten sich die Bürger durchweg gegen die ihnen aufgezwungene Technik. Klitzing sprach jedoch von einem ähnlich langen Weg wie beim Giftstoff Asbest, bis Elektrosensibilität als Folge von Mobilfunk anerkannt werde. Und Bosse meinte angesichts der Aufforderung, die Stadt müsse mehr Aufklärung betreiben und aktiver werden: 'Es gibt 80 Millionen Handys im Gebrauch und die Tendenz ist steigend. Das ist ernüchternd.'

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