Serie 'Badespaß mit der AZ' - Heute: der Kuhstallweiher bei Kohlhunden Die Menschen im Ostallgäu haben es gut: Während andernorts bei schönem Wetter Jung und Alt sich oft in kleinen Schwimmbecken mit Chlorwasser drängen müssen, gibt es hier Seen und Weiher zuhauf. Badesee ist freilich nicht gleich Badesee: Manche Weiher sind richtige Freibäder mit Kiosk, Sanitäranlagen, Nichtschwimmerbereich und Spielplatz. Andere wiederum können nur Natur pur bieten. Was mancher Badegast aber auch nur sucht. So zum Beispiel am Kuhstallweiher bei Kohlhunden.
Von Reinhold Löchle
Kohlhunden Wenn nur die Buben nicht immer mit dem Froschlaich rumwerfen würden. Ziemlich ekelhaft, wenn das glitschige Zeugs in den Haaren oder im Gesicht landet. Überhaupt: Wer an den Kuhstallweiher zum Schwimmen geht, sollte nicht gerade zimperlich sein. Manchmal kitzelt beim Schwimmen Seegras am Bauch oder es hüpft eine Kröte über die Badematte. (Herrliche) Libellen setzen zum Tiefflug über die Badegäste an, Bremsen zwingen ständig zu Abwehrschlägen. Es ließen sich sicher noch mehr Negativpunkte finden, die von einem Bad im Kuhstallweiher abhalten könnten. Und vielleicht sollte man sie doch alle aufzählen, um den seit einigen Jahren wachsenden Besucherstrom etwas einzudämmen. Zwar gilt der Kuhstallweiher als Geheimtipp, doch scheint ihn jeder zu kennen und zu lieben. Da das Seelein aber nicht das Privatgewässer der Kuhstallweiher-Fans ist, müssen wir im Sinne einer objektiven Berichterstattung auch seine positiven Seiten rausrücken. Also das Wasser: rötlich-braun und trotzdem sauber. Angeblich lässt es die Haut weich werden wie ein Kinder-Po. Auch wird der Weiher relativ schnell warm. Dann die Lage: Der Kuhstallweiher ist wunderschön eingebettet in die Landschaft und eingerahmt von einem imposanten Schilfgürtel. Derzeit stören allerdings Straßenbauarbeiten den Blick gen Nordwesten. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht der Verkehr auf der künftigen Staatsstraße 2008 für ungemütlichen Lärm sorgt. Auf der relativ kleinen, übersichtlichen Liegewiese findet der Besucher schnell Kontakt (sofern er will). Da trifft man auf seinen Zahnarzt, auf den Lehrer der Tochter, die frühere Nachbarin und den Sohn von Bekannten, der wieder mal `ne neue Freundin hat. Richtig familär geht\'s hier zu und das bietet natürlich Gelegenheit für manchen Tratsch. Auch das macht den Weiher so liebenswert.
Morgensport aus Leidenschaft Wer es gerne ruhig hat, der geht schon ganz früh am Morgen seine Runden schwimmen. Manche Marktoberdorfer können es nicht erwarten, bis der Weiher nach der Winterpause wieder vollgelaufen ist. Selbst wenn das Wasser noch eiskalt ist, wird schon der Leidenschaft 'Kuhstallweiher' gefrönt. Vor etwa 150 Jahren erstreckte sich der Weiher noch über rund 4 Hektar, war also etwa doppelt so groß wie heute. Da es früher zum einen an Fleisch mangelte, zum andern strenge Fastengebote galten, wurde der kleine See als Brutweiher für Karpfen genutzt.
Lustiges Wassermännle Um den Kuhstallweiher rankt sich auch eine Sage: Dort soll einst das Klobunzele, ein lustiges Wassermännle mit einem langen, grünen Bart gelebt haben, schreibt Herbert Eigler im 'Marktoberdorfer Geschichtsbuch'. Wenn es dreimal gerufen wurde, schlug es vor Freude Purzelbäume. Schallte der Ruf nach ihm aber nur zweimal über den Weiher, war Klobunzele verärgert und schleuderte dem Rufer eine klatschende Welle ins Gesicht. Daher der Spruch: 'Der schwitzt, wie wenn er Klobunzele gerufen hätt `!'