Infoabend in Osterzell Fleschutz: 'Anlage nicht zu verhindern' Frankenhofen (oll). Die Interessengemeinschaft 'Gegenwelle Osterzell' macht mobil gegen weitere Sendeanlagen in Osterzell und Umgebung. Auf einer Informationsveranstaltung im Pfarrheim Frankenhofen machte sie auf die ihrer Meinung nach vom Mobilfunk ausgehenden Gefahren für die Volksgesundheit aufmerksam.
Bekanntlich wurde in diesem Jahr eine Sendeanlage des Mobilfunkbetreibers D2-Mannesmann oberhalb der Mariengrotte in Osterzell installiert und in Betrieb genommen. Die Errichtung einer T-Mobil-Anlage (D1-Netz) beim Wertstoffhof ist im Gespräch.
Referent des Abends war Dr. Jürgen Seitz (Seeshaupt) von der 'Bürgerwelle', dem bundesweit vertretenen Dachverband der Initiativen zum Schutz der Bevölkerung vor Elektrosmog. Die Veranstaltung war ursprünglich als Podiumsdiskussion geplant, die Vertreter von T-Mobil und Mannesmann waren der Einladung jedoch nicht gefolgt. Für den Referenten 'passt der Verzicht der Teilnahme genau in die Aktionsstrategie der Mobilfunkbetreiber in Deutschland'. Aufgrund gemachter, schlechter Erfahrungen habe man beschlossen, gemeinsamen Veranstaltungen mit der 'Bürgerwelle' fernzubleiben.
Seitz wies in seinem eineinhalbstündigen Vortrag auf die Zusammenhänge zwischen dem auf niederfrequent gepulsten Hochfrequenzen basierenden Mobilfunk und gesundheitlichen Beeinträchtigungen beziehungsweise chronischen Erkrankungen hin, die von Schlafstörungen über Herzrhythmusstörungen bis hin zur Immunschwäche reichen. Bei der Anzahl der Anlagen sei ein ungebremster Anstieg zu verzeichnen. Zielsetzung der Betreiber sei: 'Auf jedem Haus ein Sender.' Und: In zehn Jahren solle es keine drahtgebundene Kommunikation mehr geben. Die These, dass mit wachsender Entfernung von der Antenne die Strahlenbelastung abnehme, nannte Seitz ein 'Lügenmärchen'. Die derzeit eingesetzte GSM-Technik sei die 'gefährlichste und biologisch dümmste'.
Dabei gebe es Alternativen. Die festgesetzten Grenzwerte nannte Seitz 'fahrlässig und liederlich'. 'Aber es geht um ganz viel Geld', so der Referent. Die Politiker ließen sich anscheinend völlig unkritisch vor den Karren spannen. Für die Mobilfunk-Gegner gehe es darum, die Selbstbestimmung bezüglich der Errichtung weiterer Sender zu stärken, Gesetzesänderungen zu erzwingen und auf eine industrieunabhängige Forschung zu drängen.
'Ein Riesenmarkt'
Josef Fleschutz, Bürgermeister der Gemeinde Osterzell, lobte den detaillierten Vortrag, erklärte aber: 'Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Bürger wollen Mobiltelefone.' Der Mobilfunk sei ein 'Riesenmarkt'. Viele Leute seien der Meinung, dieser sei nicht aufzuhalten. Handel und Gewerbe seien sich einig, es gehe 'nicht mehr ohne'. Was die geplante T-Mobil-Station beim Wertstoffhof angehe, bestehe darüber noch kein Entscheidungsbedarf. Er glaube aber, dass die Anlage nicht zu verhindern sei. 'Wir kommen nicht umhin, auch die zu hören, die anderer Meinung sind.'
Auf den Einwand eines Zuhörers, die 'Gegenwelle' habe bislang nichts bewegt, meinte eine der Aktiven der Initiative, Sabine Knoll-Ehlich, innerhalb des vergangenen Jahres sei es immerhin gelungen, den Wissensstand über den Mobilfunk zu erhöhen.