, zieht es die Menschen wieder raus in die Natur. Doch im dichten Gras lauert eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Zecken. Ab einer Temperatur von etwa acht Grad werden die kleinen Blutsauger aktiv. Sie kommen fast überall in der Natur vor: Im Wald, auf der Wiese und auch im heimischen Garten.
Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
So klein die Zecke auch ist, so groß ist die Gefahr, die von ihr ausgehen kann. Denn durch ihren Stich kann sie Menschen mit ernstzunehmenden Krankheiten anstecken. In Europa überträgt sie vor allem die Erreger der Lyme-Borreliose und der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Während die Lyme-Borreliose praktisch deutschlandweit überall dort vorkommt, wo es Schildzecken gibt, ist das Vorkommen des FSME-Virus auf bestimmte Risikogebiete konzentriert. In diesen Gebieten sind bis zu fünf Prozent der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert - und sie breiten sich immer mehr aus. Vor allem in Süddeutschland besteht eine erhöhte Gefahr, sich mit dem Virus zu infizieren. Zu diesem Risikogebiet gehört auch das gesamte Allgäu sowie der Landkreis Lindau und der Bodenseekreis. Neu hinzugekommen ist heuer der Landkreis Fürstenfeldbruck und der Stadtkreis München, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI).
In den vergangenen Jahren schwankte laut RKI die Zahl der gemeldeten FSME-Fälle in Deutschland zwischen 195 (2012) und 712 (2020). 2022 registrierte es insgesamt 546 solcher Erkrankungen. Das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahr (421). Die meisten FSME-Erkrankungen gibt es in den Monaten Mai bis Oktober. Die meisten Fälle treten gewöhnlich im Juni auf.
Wie verläuft eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?
Doch um welche Krankheiten handelt es sich dabei genau? FSME-Viren lösen eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks aus. Laut dem Bayerischen Gesundheitsministerium, sind bis zu 30 Prozent aller Infektionen mit FSME-Viren mit Beschwerden verbunden.
Die FSME verläuft typischerweise in zwei Phasen. Etwa ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich treten grippeähnliche Symptome auf, wie Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen. Erkrankte haben gelegentlich auch mit Magen- und Darmbeschwerden zu kämpfen. Nach etwa einer Woche klingen die Beschwerden ab. Bei einem kleinen Teil der Patienten tritt nach wenigen Tagen erneut Fieber auf. Es ist der Beginn der zweiten Krankheitsphase. Bei etwa 50 Prozent von ihnen entwickelt sich eine isolierte Hirnhautentzündung (Miningitis), bei etwa 40 Prozent der Patienten kommt noch eine Gehirnentzündung (Meningoenzephalitis) hinzu und bei etwa zehn Prozent von ihnen entzündet sich auch noch das Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis). Selten beschränken sich die Entzündungen bei einer FSME nur auf das Rückenmark (Myelitis) oder Nervenwurzeln, die daraus entspringen (Radikulitis).
Welche Symptome verursacht eine FSME?
Die Symptome, die sich dann zeigen, hängen von der genauen Erkrankung ab. Bei einer Hirnhautentzündung fühlen sich die Patienten oft ganz allgemein schlecht und kämpfen mit Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Nackenstarre und sind lichtscheu. FSME kann auch Schwindel, Erbrechen und Übelkeit hervorrufen.
Entzündet sich auch noch das Gehirn, kann das zu Störungen der Bewegungskoordination, zu Bewusstseinsstörungen und Lähmungen der Arme, Beine und Hirnnerven sowie Krampfanfällen führen. Werden Hirnnerven gelähmt, kann das beispielsweise Hör-, Schluck- oder Sprachstörungen verursachen.
Die stärksten Symptome entwickeln sich allerdings, wenn sich neben der Hirnhaut und dem Gehirn auch noch das Rückenmark entzündet. Dann kann der ganze Körper betroffen sein. Neben Schluck- und Sprechstörungen kann es zu Lähmungen der Gesichts- und Halsmuskulatur und im schlimmsten Fall zur Atemlähmung führen. Letzteres kann den Tod bedeuten, was bei etwa einem Prozent der FSME-Fälle vorkommt. Wer die Krankheit übersteht, hat unter Umständen mit Spätfolgen wie anhaltende Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gleichgewichtsstörungen und Lähmungen zu kämpfen. In den meisten Fällen genesen die Patienten - auch nach schwerem Krankheitsverlauf - aber wieder vollständig.
Doch beim Großteil der Patienten kommt es gar nicht so weit. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) haben 70 bis 95 Prozent der FSME-Infizierten gar keine Beschwerden oder die zweite Krankheitsphase bleibt bei ihnen aus.
Wie kann man sich gegen FSME schützen?
Um sich jedoch gar nicht erst diesem Risiko auszusetzen, sollten sich vor allem Menschen, die in Riskogebieten leben und gerne in der Natur unterwegs sind, sich gegen FSME impfen lassen. Laut RKI kann bei 99 Prozent der Geimpften von einem vollständigen Schutz vor FSME ausgegangen werden. Dafür sind aber drei Impfdosen nötig. Nach der ersten Impfung findet die zweite nach zwei bis zwölf Wochen statt. Die dritte Impfdosis verabreicht der Arzt fünf bis 12 Monate später. Der Impfschutz hält dann mindestens drei Jahre. Aufgefrischt werden sollte die Impfung nach drei bis fünf Jahren. Sie ist in der Regel gut verträglich. Bei kleinen Kindern kann sie jedoch Fieber auslösen. Deshalb sollten Eltern von Kindern unter drei Jahren genau mit ihrem Arzt abwägen, ob eine Impfung notwendig ist.
Wer sich impfen lassen möchte, kann das in der Regel beim Haus- oder Kinderarzt tun. Der beste Zeitpunkt dafür ist der Winter. Dann ist die Zeckengefahr am geringsten und man sorgt gleich für den folgenden Frühling vor.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit an Borreliose zu erkranken?
Zecken übertragen neben der FSME aber auch noch eine zweite Krankheit: Borreliose. Und gegen die kann man sich nicht impfen lassen. Wie hoch das Risiko ist, daran zu erkranken, ist nur schwer zu ermitteln. Ob Zecken diesen Erreger in sich tragen, schwankt laut RKI sehr stark. Wie Studien zeigen, liegt das Risiko für eine Borrelin-Infektion nach einem Zeckenstich bei etwa 2,6 bis 5,6 Prozent. Doch nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt auch.
Wenn es zu einer Erkrankung kommt, sind meist die Haut, das Nervensystem und Gelenke betroffen. Am häufigsten tritt die sogenannte Wanderröte auf. Sie macht sich einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich bemerkbar. Diese ringförmige Hautrötung ist in der Mitte oft blasser als am Rand. Der rote Ring wandert dann allmählich nach außen. Anschließend können andere Symptome wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit hinzukommen. Die Erkrankung kann mit Antibiotika gut behandelt werden. Manchmal befällt die Borreliose auch das Nervensystem. Neben brennende Nervenschmerzen kann es zu leichten Lähmungen der Hirnnerven führen. Die Folge: Taubheitsgefühle, Seh- oder Hörstörungen sowie Lähmungen des Rumpfes, der Arme und Beine. Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich können sich bei Erkrankten auch Gelenke, hauptsächlich die Kniegelenke, entzünden.
Wie kann man sich gegen Zecken schützen?
Deshalb ist es wichtig, sich gegen Zecken zu schützen. Weil die Spinnentiere meist in Kniehöhe im Gras oder Gebüsch sitzen, hilft es beim Spazierengehen auf befestigten Wegen zu bleiben. So minimiert man schon einmal, in Kontakt mit den Tieren zu kommen. Da Zecken außerdem schlecht sehen, krabbeln sie so lange den menschlichen Körper entlang, bis sie eine Hautstelle finden, in die sie stechen können. Der Stich an sich ist in der Regel nicht schmerzhaft. Mit langen Hosen, langen Oberteilen und festen Schuhen kann man sich dagegen schützen. Auch Insektensprays können helfen. Ihre Wirkstoffe irritieren die Sinneswahrnehmungen der Zecken, so dass sie nicht zustechen können. Allerdings bieten sie keinen hundertprozentigen Schutz und müssen nach einigen Stunden erneut aufgetragen werden.
Wer draußen unterwegs war, sollte anschließend seinen Körper nach Zecken absuchen. Die kleinen Blutsauger stechen gerne an den Ohren, am Haaransatz, am Hals, unter den Achseln, in der Ellenbeuge, am Bauchnabel, im Genitalbereich oder in den Kniekehlen zu. Dabei kommt es vor allem darauf an, Zecken möglichst schnell zu entfernen. Borrelien befinden sich im Darm der Zecke und werden deshalb erst beim längeren Saugen übertragen. Anders schaut es dagegen bei FSME-Viren aus. Sie befinden sich in den Speicheldrüsen der Spinnentiere und gelangen nach dem Stich recht schnell ins Blut des Wirtes.
Wann sollte man nach einem Zeckenstich zum Arzt?
Wer einen Zeckenstich hat, sollte die Einstichstelle mehrere Wochen lang beobachten. Ein Gang zum Arzt wird fällig, wenn sich eine ringförmige Hautrötung entwickelt oder wenn sich sieben bis 14 Tage nach dem Stich grippeähnliche Symptome entwickeln, wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- oder Gliederschmerzen.