Wann fällt ein Schaf vom Baum? Füssen (dm). Warum muss ein Schaf vom Baum fallen, damit man sich die Zahl 41 merken kann? Die Antwort erfährt man nur, wenn man Christiane Stenger live erlebt. Die 19-jährige Münchnerin ist mehrfache Juniorengedächtnisweltmeisterin und war zu Gast im Schülerforum der Sparkasse Füssen. Die Studentin, die mit bereits 16 Jahren ihr Abitur in der Tasche hatte, schrieb auch ein Buch mit eben dieser Frage als Titel.
Christiane Stenger weiß, wovon sie redet, wenn sie anderen Schülern - obgleich im Sparkassensaal in der Unterzahl gegenüber den Erwachsenen - Tipps zum Lernen gibt. Im Moment studiert sie Politikwissenschaften im achten Semester. Sie lernt also immer noch - oft große Mengen, aus bis zu fünf Büchern, erzählt sie. Grundsätzlich, sagt sie, dass Gedächtnistraining für jedermann und für alle Situationen geeignet ist. Allerdings muss man trainieren - wie in jedem Sport. Gedächtnistraining ist nämlich auch eine Sportart.
Auf den Gesichtern sieht man teils skeptische, teils neugierige Blicke. Ein Beweis muss her, Sprüche klopfen kann ja jeder. Christiane Stenger schafft es, das Publikum davon zu überzeugen, dass ihre Methode gut ist. Sie merkt sich innerhalb kürzester Zeit 20 Begriffe, die ohne jeden Zusammenhang in den Raum geworfen werden: Atomkraftwerk, Ingenieur, Photovoltaikanlage, Ohrring, Hausbau, Fotosynthese, Versuchskaninchen Und zählt sie alle richtig der Reihe nach auf.
Der Trick ist immer derselbe, Methoden gibt es verschiedene. Gedächtnistraining macht sich eine bestimmte Fähigkeit des Denkapparates im Kopf zunutze: Das Sehen in Bildern. Jeden beliebigen Begriff verknüpft man mit einem Bild. Jetzt kommen die Methoden ins Spiel:
Routentechnik anhand des Körpers: Man merke sich sieben Punkte. Füße, Knie, Hosentaschen, Rücken, Taille, Brust, Schultern, Hals, Gesicht und Haare. Zwischen jedem Begriff und jedem Körperteil muss der reihenfolge entsprechend eine Verknüpfung hergestellt werden. Beispiel: Atomkraftwerk und Füße. Bild: Ich bin ein Riese, der mit seinen Füßen auf das Atomkraftwerk trampelt. Bei Bildern gilt: Je komischer, desto besser. Zu alltägliche Bilder vergisst das Gehirn manchmal.
Routentechnik anhand der Räume: Hier sucht man sich im Raum verschiedene markante Punkte und verknüpft diese der Reihe nach mit den geforderten Begriffen. Beispiel: Das Wort Zug und der Raumpunkt Fenster. Bild: Die Zugluft, die durch das Fenster hereinströmt. Bei Routen geht man dann der Reihe nach die Punkte ab. Die Begriffe fallen einem dazu automatisch wieder ein.
Bei Zahlen merkt man sich für jede Ziffer einen entsprechenden Begriff. Zum Beispiel den Schwan für die Ziffer 2, da diese so ähnlich aussieht. Mit den Begriffen, die sich beispielsweise bei einer Telefonnummer ergeben, denkt man sich eine Geschichte aus.
Größere Zahlen bis 99 merkt man sich mit Konsonanten. n steht für 2, da es zwei Beine hat, m für 3, da es drei Beine hat. Zwischen die Buchstaben-Folge, die sich ergibt, z.B. 33, baut man Vokale. Beispiel: Aus mm macht man das Wort Mama. Jetzt baut man sich eine Geschichte und kann dann von den Wörtern auf die Jahreszahlen schließen.
Code für die Zahl 41
Damit ist wieder die Anfangsfrage erreicht und auch die Antwort darauf: Das Schaf hat vier Beine, ist also Symbol für die Ziffer 4, der Baum hat einen Stamm, ist also Symbol für die Ziffer 1. Zusammen ergeben das Schaf und der Baum die Ziffer 41.
Fazit der Besucher: 'Ich glaube das ganze hört sich einfacher an, als es ist', war die Meinung von Hauptschülerin Tanja Weiß. 'Ausprobieren möchte ich es aber bei der nächsten Gelegenheit trotzdem einmal. Vielleicht bringen mich die Geschichten ja weiter.'
Hildegard Schott aus Pfronten war begeistert: 'Ich halte sehr viel davon, weil ich schon mal bei einem Gedächtnistraining war.' Enkelin Steffi Schott war eher skeptisch: 'Ich muss heute noch alle Bundesländer lernen, ich glaube für lange Geschichten reicht mir die Zeit nicht mehr.' 'Das schaffen wir schon', verspricht Oma Hildegard.