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Geburtstag feiert er inzwischen zweimal im Jahr

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Geburtstag feiert er inzwischen zweimal im Jahr

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    Von philomena willer |Füssen/RoßhauptenPlötzlich war Schluss mit Taekwondo, Schluss mit dem gewohnten Leben. Rudolf Stark, Leistungssportler, Kfz-Mechanikermeister und Betreiber einer Tankstelle mit Werkstatt in Füssen, bekam mit 42 Jahren unerträgliche Kopfschmerzen und ihm war 'sterbenselend'. Monate dauerte seine Odyssee von Arzt zu Arzt, bis Nierenspezialist Dr. Robert Betz aus Füssen die für Stark überraschende Diagnose stellte: Die Nierenleistung sei stark eingeschränkt, er müsse sofort mit der Dialyse, der künstlichen Blutreinigung, beginnen.

    'Warum ausgerechnet ich? Ich lebe doch gesund', fragte sich Stark damals. Und ging in der Folge zu leichtfertig mit seiner Krankheit um - sehr zum Leidwesen von Frau, Mutter und Kindern. Das sollte sich rächen: Im Oktober 1997 brach er 'total vergiftet' zusammen, erinnert er sich. In diesem lebensbedrohlichen Zustand konnte ihn die Dialyse gerade noch retten.

    'Gibt’s da keine andere Lösung?', fragte ihn sein Onkel Franz Matzak, als er im Urlaub die anstrengende Behandlung miterlebte. Er erfuhr, dass für Rudolf Stark sehr wohl eine Spenderniere in Frage käme. Der Haken: Die Wartezeit in Deutschland beträgt etwa neun Jahre. 'Dann lass’ eben ich mich untersuchen und wir fahren nach Großhadern,' lautete die kurzentschlossene Antwort des Onkels.

    Daraufhin galt es, gründlich alle medizinischen, juristischen und psychologischen Aspekte abzuklären, bevor es zur Transplantation in die Münchner Klinik ging.

    Seitdem führt der Roßhauptener wieder ein normales Leben. Geburtstag freilich feiert der heute 54-Jährige zweimal im Jahr. Er will Betroffenen wie möglichen Spendern Mut für eine Transplantation machen. Für beide gibt es nach der Transplantation keine Einschränkung in der Lebensqualität. Und nicht nur der Organempfänger, auch der Spender werden laut Stark jährlich gründlich untersucht.

    Aufklärung wichtig

    Wie wichtig Aufklärung ist, das erfährt Rudolf Stark, wenn er mit Dr. Betz und Onkel Franz Matzak an Podiumsdiskussionen teilnimmt. Stets kommt dabei auch das Thema Organspenderausweis zur Sprache. Der 54-Jährige appelliert dann an jüngere Menschen, sich einen Spenderausweis zu holen - etwa bei Ärzten und Kassen. Gerade bei der strengen deutschen Regelung könne so Leben gerettet werden, sollte man selbst zu Tode kommen.

    Doch Transplantationen sind auch Terrain dunkler Geschäftemacher. Davon kann Familie Stark ein Lied singen. Dubiose Händler aus Osteuropa seien damals aufgetaucht und hätten 'Material' angeboten. 'Wichtig ist, sich vertrauensvoll in die Hände eines Spezialisten zu begeben', so der Kfz-Mechanikermeister. Sein Rat zu diesem Thema: Jeder sollte sich informieren und dann selbst entscheiden.

    Spender Franz Matzak ist heute 69 Jahre alt - und wenn ihm etwas weh tut, dann sind es die Knie. Nicht als Folge der Organspende, sondern des Estrichlegens. Schließlich ist der 69-Jährige noch immer voll berufstätig.

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