Von Sabrina Müller |LindenbergGut 56000 Mark hat Konrad Menzler für den "Lindenberger Hof" in der Hutstadt auf den Tisch gelegt - damals, vor einhundert Jahren - am 26. November 1908. Noch heute steht die Traditionsgaststätte mit dem hellblauen Farbanstrich in der Hauptstraße und wird in dritter Generation von Herbert Grunert junior und seiner Frau Carmen geführt. Am Samstag gibt es eine Jubiläumsfeier.
Als das Ehepaar 1977 das Geschäft von Herbert Grunert senior und Maria Grunert (geborene Menzler) übernommen hat, war das für den Junior-Chef "eine klare Sache". Schon als Bub mit zehn Jahren habe er gewusst, wohin es beruflich gehen wird. Mittlerweile hat auch Carmen Grunert keine Verständigungsschwierigkeiten mit den Westallgäuer Stammgästen, die zum Teil seit 50 Jahren zum Essen vorbeikommen. Aber, so gibt die gebürtige Oberfränkin zu: Am Anfang sei der Allgäuer Dialekt für sie nicht immer einfach gewesen.
Noch heute kümmert sich die mittlerweile 84-jährige Maria Grunert um die Lohnbuchhaltung - am PC. An die Technik herangeführt von Sohn Herbert ist sie "drin" in der Materie und "möchte weitermachen, solange es geht.
" Sie ist in dem Haus aufgewachsen und war ihr Leben lang in der Gastronomie tätig - "da kann man nicht von heut auf morgen aufhören."
Für Hobbys bleibt den Grunerts wenig Zeit. Von 6.30 bis 23.30 Uhr ist das Ehepaar für seine Gäste da - er als Küchenmeister an Herd und Ofen, sie kümmert sich als Serviceleiterin und Hotelbetriebschefin um Gäste, Ablauf, Koordination und Buchhaltung. Zweimal im Jahr geht es für eine Woche in den Urlaub - zum Skifahren und an den Bodensee. "Das ist immer drin", sagt der 59-jährige Herbert Grunert. "Wir leben in einer so schönen Gegend. Der Erholungswert ist viel schneller da, als bei langer Anreise", ergänzt seine Frau.
An manchen Tagen bleibt dem Ehepaar nicht einmal Zeit, eine Tasse Kaffee miteinander zu trinken. Aber eines ist den beiden heilig: das gemeinsame Essen. Morgens und mittags geht es meist eher hektisch zu. Das allabendliche Essen gegen 22 Uhr hingegen wird zelebriert, ist "richtig stilvoll" (Herbert Grunert). Eingedeckt bei Kerzenschein lassen Hausherr und Hausherrin bei einem guten Rotwein den Tag Revue passieren und nehmen sich Zeit für Gespräche.
Das Wichtigste ist für das Ehepaar Grunert der Spaß bei der Sache. "Wenn der fehlen würde, könnte man so etwas nicht so lange mit Erfolg betreiben", sagt Carmen Grunert. Außerdem wichtig ist für die 53-Jährige eine Ehe, die funktioniert. "Der Zusammenhalt muss passen." In der ganzen Familie.
Der Nachwuchs aus dem Hause Grunert engagiert sich indes auch in der Gastronomie: Sohn Christian (28) betreibt den Lindenberger"Löwen", Tochter Natalie (30) hat die Ausbildung zur Diplom-Hotel-Betriebswirtin abgeschlossen und will im Herbst 2009 in den elterlichen Betrieb einsteigen.