Lange Tradition und gutbürgerlicher Gasthof oder modernes Restaurant und neues Konzept: In unserer Serie 'Wirtshaus-G’schichten' stellen wir Gaststätten in und um Buchloe vor und werfen einen Blick in die Speisekarte und die Chronik des Hauses sowie hinter die Kulissen. Im letzten Teil der Serie haben wir dem 'Oberhofer' in Ummenhofen einen Besuch abgestattet. In einem ersten Eintrag vermerkt ist das heutige Gasthaus Oberhofer in Ummenhofen bereits 1619. Wirt war damals Johann Altmayr. In Besitz der Familie Oberhofer kam der gutbürgerliche Dorfgasthof 1896. Seitdem trägt er den bis heute bestehenden Namen. 'Mit dieser Tradition wollten wir nicht brechen', sagt Waltraud Fickler, die seit knapp eineinhalb Jahren das Gasthaus gepachtet hat. 'Der Name ist in größerer Umgebung ein Begriff.'
Nach dem Tod von Gastwirt Rudolf Oberhofer im Jahr 2004 fiel das Gebäude zunächst einer Erbengemeinschaft zu. 'Der Betrieb des Gasthaus ist dadurch etwas eingeschlafen. In den vergangenen Jahren wurde kein Essen mehr angeboten', erzählt Fickler. Erst die 48-Jährige erweckte den Gasthof zu neuem Leben.
Anfang 2011 habe sie der neue Besitzer Reinhard Miller angesprochen, ob sie den 'Oberhofer' übernehmen möchte. 'Ich habe ihm spontan zugesagt, weil ich etwas machen wollte, bei dem ich unter Menschen bin', erklärt Fickler. Als Wirtshauskind habe sie früher bereits Erfahrungen mit dem Gastgewerbe gemacht. Auch ihren Mann Johann lernte sie im August 1980 auf diese Weise kennen. 'Ich habe in Ketterschwang in einem Lokal bedient. Er kam als Gast', erinnert sie sich.
Bis 2003 betrieben Waltraud Fickler und ihr Mann Johann eine Landwirtschaft in Ummenhofen.
'Das hatte jedoch keine Zukunft mehr', erzählt Johann Fickler, 'es wären Investitionen angestanden und unser Sohn Michael wollte die Landwirtschaft nicht übernehmen.' Waltraud Fickler arbeitete dort und nebenbei als Betriebshelferin bei der Landwirtschaftlichen Krankenkasse (LKK). Ab 2003 war das ihr Hauptberuf. Bis sie Mitte Mai 2011 den 'Oberhofer' übernahm. Laut der Pächterin musste zunächst einiges getan werden. Sie errichtete ein Nebenzimmer, in dem nun ein Kicker und ein Spielautomat stehen, renovierte die Küche und 'feilte am äußeren Erscheinungsbild'. Zudem baute sie den Biergarten aus. Insgesamt finden dort nun 74 Gäste Platz. Im Inneren gibt es 29 Plätze.
Nachmittags arbeitet Waltraud Fickler allein. Abends hilft ihr Mann, der hautberuflich als Metallbauer tätig ist. Auch Tochter Daniela (29) unterstützt ihre Mutter tatkräftig. 'Für die Sonntage bereiten wir immer gemeinsam das Kuchenbuffet vor', sagt Fickler. Das verbinde. Zur Familie gehören auch drei Enkelkinder.
Ihre Entscheidung, in die Gastronomie zurückzukehren, habe sie nie bereut. 'Im Großen und Ganzen können wir mit der Resonanz zufrieden sein.' Für die kommenden kühleren Monate plant Fickler, ihr Angebot durch Pizzen zu erweitern. Der 'Oberhofer' ist wieder in neuen Händen. Die Tradition kann weitergeführt werden. 'Das Gebäude ist schließlich bereits 400 Jahre alt', meint Fickler.