'Kira' ist eine flotte Sprinterin, und wenn sie über die Wiesen flitzen kann, leuchten ihre schwarzen Augen. Doch so viel Auslauf hat die Hundedame nur, wenn ein tierlieber Mensch ein wenig Zeit für sie hat. Auf den Nenner gebracht: 'Kira' ist ein armer Hund, der wie viele andere im Tierheim abgegeben wurde. Deshalb werden dort dringend 'Gassigeher' gesucht, die ab und zu mit Mops, Dackel und Co. spazieren gehen.
An diesem sonnigen Juli-Nachmittag hat 'Jessy', ein rot-weiß geflecktes Hündchen, das Glück, eine Schnuppertour durch Ursulasried anzutreten. Zu verdanken hat der Hund in Handtaschengröße seinen Freilauf Antonella Bachstein (6), die mit ihrer Mutter Andrea einmal wöchentlich ins Tierheim an der Dieselstraße 37 fährt, um einen der vierfüßigen Bewohner auszuführen. 'Das ist für uns jedes Mal eine große Freude, denn wir haben privat keine Möglichkeit, ein Haustier zu', halten,' erzählen die beiden. Wenig später wuselt der weißblonde Mischlingshund 'Chipsy' über den Hof des Tierheimes.
Derweil erzählt sein Leih-Fraule Alexandra Stohr davon, dass dem aufweckten Wuscheltier bei einem ungleichen Kampf mit einer Schlange zuerst ein Auge ausgebissen wurde, mit der Folge, dass seine damaligen Besitzer ihn 'wie ein kaputtes Spielzeug im Tierheim aussetzten'. Seit regelmäßigen Spaziergängen mit der ehrenamtlichen 'Gassigeherin' Stohr, schaut er schon wieder selbstbewusst in die Welt. Klar, dass diese positive Entwicklung auch Tierpfleger Matthias Röhr freut. Er würde sich wünschen, dass sich zu den fünf ehrenamtlichen Hundebegleitern noch mehr Menschen mit Herz für Tiere finden und ein paar Wochenstunden und viele Streicheleinheiten zugunsten der vierbeinigen Bewohner verschenken.
Dass dieses Geschenk vielfach an den Menschen zurückkommt, davon erzählen Heidemarie und Werner Sigulla. Seitdem das Ehepaar im Ruhestand ist, führt es herrenlose Tierheimhunde aus. Warum? 'Weil unsere Wohnung zu klein für einen eigenen Hund ist, haben wir ganz unverbindlich mal ins Tierheim geschaut' sagt Ehefrau Heidrun. Mit Ehemann Werner ist sie sich einig, dass ihnen das 'Gassigehen' durch Wald und Wiesen rund um das Tierheim 'mindestens so viel Freude macht wie den vierbeinigen Freunden'. Seit einigen Monaten gehen die Sigullas allerdings getrennte Touren: Ehemann Werner spaziert mit 'Jessy' nahe der Iller entlang, seine Ehefrau kümmert sich um die schnellfüßige Golden Retriever-Hündin 'Kira'.
Über so viel Einsatz freut sich natürlich besonders Tierheimleiterin Bischof: 'Es ist auch gleich, ob jemand eine halbe Stunde oder einen Nachmittag mit einem selbst ausgesuchten Hund verbringt'. Großes Anliegen aller Tierheimangestellten wäre, wenn alle Hunde mit tierfreundlichen Menschen regelmäßig ausgehen dürften. Ebenso dringend würden übrigens Katzen-Streichelpaten gebraucht. Denn die Miezen können ja nicht Gassi gehen, aber wenn jemand Zeit zum Streicheln hätte, wäre schon geholfen.
Infos gibt es beim Tierheim in Kempten unter der Telefonnummer 0831/75999.