Kann eine Biogasanlage, die noch gar nicht in Betrieb ist, explodieren? Ja, sie kann. So passiert gestern in Ruderatshofen. Am Ortsausgang Richtung Ebenhofen sichert ein Großaufgebot aus Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei das Gelände und versorgt einen Schwer- und zwei Leichtverletzte. Insgesamt 150 Kräfte seien vor Ort, schätzt der Ostallgäuer Kreisbrandrat Markus Barnsteiner, Einsatzleiter der Feuerwehren.
Und das ist auch nötig. Denn während des gesamten Einsatzes herrscht wegen ausströmender Gase akute Explosionsgefahr. Diese minimieren die Floriansjünger jedoch. Sie sind mit Spezialgerät angerückt: "Wir messen am Unglücksort die Konzentration des Methangases. Außerdem saugen wir das Gas mit einer Entlüftungsanlage im Inneren der Anlage ab und leiten es in die Luft", so Barnsteiner. Warum das freiwerdende Gas nicht gefährlich ist, erklärt er auch: "Es ist leichter als Luft und steigt deshalb sofort nach oben." Ein weiterer Vorteil sei, dass sich kein Wohngebiet in der Nähe befinde.
Der Betreiber der Anlage - zum Zeitpunkt des Unfalls ebenfalls vor Ort - konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Er befand sich gerade mit zwei Mitarbeitern eines Elektrobetriebs im Verteilerhaus der Anlage, während zwei Installateure an einem Rohr der Biogasanlage schweißten. "Ich habe gehört, dass sich das Blech hebt. Zuerst sind wir reflexartig hinter das Gebäude gelaufen, um uns vor der Druckwelle in Sicherheit zu bringen, haben dann aber sofort geschaut, was mit den Installateuren ist", so der Anlagen-Besitzer. Beide seien von der Wucht der Explosion durch die Luft geschleudert worden, einer musste schwer verletzt in die Unfallklinik nach Murnau geflogen werden.
Schwer verletzter Arbeiter inzwischen außer Lebensgefahr
Wie es um den Schwerverletzten stehe, könne er noch nicht einschätzen, so der Rettungsdienst-Einsatzleiter vor Ort, Harald Flittar. Denn bei Detonationen könnten immer Organe betroffen sein. Laut dem Inhaber der Installationsfirma ist sein Mitarbeiter aber außer Lebensgefahr. Der Handwerksmeister wollte sich ansonsten nicht zu dem Vorfall äußern, weil er noch gar nicht wisse, was genau passiert ist. Eine Erklärung zur Unfallursache hatte auch der Betreiber der Biogasanlage nicht parat. Denn die Arbeiter der Installationsfirma seien Fachleute, die in diesem Bereich ständig tätig seien. Völlig überrascht sei er als Auftraggeber der Arbeiten deshalb von der Explosion.
2007 bereits Explosion in einer Biogasanlage bei Irsee
In Oggenried bei Irsee hatte sich 2007 auch eine Explosion in einer Biogasanlage ereignet. Damals wurden keine Personen verletzt. Kreisbrandrat Barnsteiner beruhigt jedoch: "Man kann nicht davon ausgehen, dass Biogasanlagen von Haus aus gefährlich sind." Aber die Zahl der Anlagen nehme zu. In die Schulungsunterlagen der Feuerwehren seien aus diesem Grund Informationen zum Thema aufgenommen worden.
Der Kreisbrandrat zeigte sich mit dem Einsatz der Feuerwehren aus Marktoberdorf, Ruderatshofen, Ebenhofen, Altdorf, Biessenhofen und Kaufbeuren vollauf zufrieden. Die Entscheidung, das Gas aus der Anlage abzusaugen und in die Luft zu leiten, habe die Situation entschärft.
Gegen 16 Uhr konnten die Feuerwehrmänner wieder zurück in ihre Zentralen fahren. Explosionsgefahr herrschte da nicht mehr. Eine Zusatzschicht am Unfallort musste aber die kriminalpolizeiliche Abteilung der Polizei einlegen. Die Ursache des Unglücks gilt es jetzt zu ermitteln.
"Allgäu Rundschau
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