Die Pfrontener machten es Anton Klaus, dem Pomologen (Obstkundler) aus Oberneufnach, mit ihren "Epfel und Biera" nicht leicht, denn die Streuobstwiesen in dieser Höhenlage bergen ganz andere Schätze als Obstgärten im Flachland. Die Blumen- und Gartenfreunde hatten mit dem Pfrontner Forum zur Obstsortenbestimmung eingeladen. "Unser Anliegen ist es, die alten Obstbäume als Teil unserer Kulturlandschaft vor dem allmählichen Verschwinden zu retten", sagt Initiator Alfons Haf, Vorsitzender des Pfrontner Forums: "Es geht uns darum, die Lebensräume von Pflanzen und Tieren, die Bäume als Bienenweide zu erhalten. Aber wir wissen auch, dass die Verwertung der alten Sorten mit großem Aufwand und viel Arbeit verbunden ist."
"Des isch der Spitzapfel, saget mir," wusste Monika Nöß, und sie hatte recht. Pfahlinger heißt er auch und ist eine typisch schwäbische Sorte. "Den gibts in keinem Buch", meinte der Spezialist. "Von dem da gibts zwar drei Sorten, aber einen speziellen Namen hat er nicht", sagt er zu ihrer nächsten Probe, dem "Pfrontner Apfel". So hatte Pius Lotter den Baum genannt, den er im Alpengarten pflanzte, und dabei solls auch bleiben.
In seinem Obstgarten hat Anton Klaus, einer der führenden Pomologen in Deutschland, über 400 Sorten Äpfel und über 100 Birnensorten. Und doch muss auch er einmal sagen "das weiß nur der liebe Gott", als Liesel Eberle ihre Spalierbirnen herausholt. Er nimmt ein paar mit und lässt sie reifen, dann hilft der Geschmack vielleicht weiter.
"Der ist gut fürs Allgäu, auch auf 850 Höhenmeter." Klaus schneidet einen Schnitz ab - ja, der Kesseltaler Streifling oder Hügelsharter Gravensteiner, eine alte Sorte, lang hält er nicht. Meist aber genügte ein Blick wie beim robusten Wettringer Taubenapfel. Wie groß der Baum ist, wie lange die Früchte halten, ob saftig oder schorfanfällig - all diese Merkmale ergänzen die Bestimmung historischer Sorten. Und wer dem Fachmann eine Weile zuhörte, begann die Vielfalt der alten heimischen Sorten zu schätzen.
Robuste Obstsorten
Interessierter Zuhörer war auch Hans-Thomas Bosch von der Versuchsstation für Obstbau in Schlachters.
Er kam für das Leader-Projekt "Erhaltung und Nutzung alter Kernobstsorten im Allgäu" bereits im Vorjahr nach Pfronten, spürte erhaltenswerte Sorten auf und nahm Reiser zum Veredeln mit. Ziel der Forschung ist es, später wieder allgäu-typische, robuste Obstsorten zu pflanzen. In Pfronten gehts zuerst ums Praktische. "Es ist zu schade, wenn das Fallobst verrottet. Mancher hat einen Baum und sagt, ihr müsst sie euch nur holen und zum Saften bringen", sagt Marianne Kargus als Ansprechpartnerin. So sollen in der künftigen Obstbörse die Früchte der Streuobstwiesen verwertet werden. Sie notiert Abnehmer und Anbieter auf Listen, eine Art Umschlagplatz wird geschaffen. Die ersten Eintragungen zeigen bereits, dass reichlich Bedarf da ist. Saft steht an erster Stelle bei den Abnehmern, auch fürs Apfelgelee wird das ungespritzte Obst gesucht, das frei ist von jeglicher Chemie.
"Eine unserer Ideen der gemeinschaftlichen Verwertung ist, Pfrontner Apfelsaft auch in Selbstvermarktung anzubieten, ebenso wie den Pfrontner Honig, den auch die Gäste sehr schätzen", blickt Kargus in die Zukunft. (wil)