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"Fußball ist viel gefährlicher als Skifahren"

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"Fußball ist viel gefährlicher als Skifahren"

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    "Fußball ist viel gefährlicher als Skifahren", sagt der Sicherheitsexperte des Deutschen Skiverbandes (DSV), Andreas König. Seit dem tragischen Unfall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus Anfang Januar ist das Thema Sicherheit auf der Piste in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und Andreas König muss sehr häufig Fragen beantworten. Ob durch Carving-Ski der Pistenspaß gefährlicher geworden sei? Ob das neue Material zur Selbstüberschätzung verführe, zu einem höheren Tempo auf der Piste? "Das sind alles Mutmaßungen, die durch nichts zu belegen sind", sagt König.

    Fakt ist dagegen laut dem Experten folgendes: Es gibt "keinen kausalen Zusammenhang" zwischen Carving-Skiern und der Schwere von Unfällen. Stetig verbessertes Ski-Material hat zu einem deutlichen Rückgang der Pistenunfälle geführt. Nach Zahlen des DSV und der Versicherung ARAG sank die Zahl der Verletzten pro Saison seit Einführung der Carving-Ski im Jahr 1997 um etwa 20 Prozentpunkte. Seit der Saison 79/80 hat sich die Verletztenquote pro 1000 Skifahrer sogar mehr als halbiert. Und noch etwas sagen die Statistiken zu den Unfallursachen: Laut einer aktuellen Studie der Universität Innsbruck ist der selbstverschuldete Sturz mit 87 Prozent der am weitaus häufigste Grund für einen Pistenunfall. Lediglich 9,7 Prozent der Unfälle sind durch Kollisionen verursacht. Am meisten betroffen bei Verletzungen sind Knie, Schulter, Rücken und Nacken.

    Kopfverletzungen machen einen Anteil von zwölf (Männer) beziehungsweise acht Prozent (Frauen) aus.

    Zahl der Helmträger gestiegen

    Der Althaus-Unfall habe den Skisport zwar stark in die Öffentlichkeit gerückt, aber die eigene Sicherheit auf der Piste sei bei Skifahrern bereits seit Jahren ein großes Thema, sagt DSV-Experte König. "Die Leute sind vernünftiger geworden." So verweist er etwa auf die Erwartungen des Skihelm-Herstellers Uvex für die Saison 08/09. Bereits Wochen vor dem Althaus-Unfall habe die Firma mit einer Verdoppelung der Absatzzahlen kalkuliert.

    In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Helmträger laut DSV stark angestiegen. "Es gibt fast kein Kind mehr, das ohne Skihelm auf der Piste unterwegs ist", hat Andreas König beobachtet. Bei den Erwachsenen liege die Quote bei über 50 Prozent. Das Material habe sich deutlich verbessert, was Gewicht, Tragekomfort und Optik anbelangt.

    Um sogenannte Pisten-Rowdys (König: "Die gab es vor 30 Jahren auch") in die Schranken zu weisen, werden immer wieder Forderungen nach einer Pistenpolizei erhoben. Die schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) hat hierzu bereits 2006 Berechnungen angestellt: Bei dem Einsatz von dann notwendigen 2400 Polizeibeamten auf den Schweizer Pisten ergäben sich jährliche Mehrkosten von 117 Millionen Franken. Fazit der bfu: Die Einführung einer Pistenpolizei würde kaum Wirkung erzielen und lasse sich finanziell nicht rechtfertigen.

    DSV-Experte König appelliert an die Eigenverantwortung der Skifahrer: "Der Skisport birgt immer auch Gefahren. Aber wer sich an die FIS-Regeln hält, ist normalerweise relativ sicher unterwegs."

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