Ohne Streusalz auf der Straße wird derzeit jede Fahrt schnell zur Rutschpartie. Genau das droht den Ostallgäuer Autofahrern nun verstärkt. Denn es ist kaum noch Salz da: In den Lagern des Kreisbauhofs liegen nur noch 170 Tonnen von den zu Beginn des Winters gebunkerten 1400 Tonnen, berichtet Gerhard Baumgartl, Leiter des Tiefbauamts. Das Tauwetter macht ihm übrigens keine Freude. Tagsüber taue es zwar, "doch abends ziehen die Temperaturen an und in der Früh ist es dann spiegelglatt".
Dieses Problem beschäftigt auch Thomas Follner, Leiter des Marktoberdorfer Bauhofs. Er hat zwar noch 280 Tonnen Streusalz zur Verfügung, doch auch im Stadtgebiet seien heuer bereits 500 Tonnen Salz ausgefahren worden. Grund genug, beim Streuen jetzt hauszuhalten: Die Hauptverkehrsstraßen werden laut Follner normal gestreut, Nebenstraßen dagegen eingeschränkt. Darüber hinaus hätten Steigungen und Kreuzungen Vorrang.
Gespart wird ebenso in der Verwaltungsgemeinschaft Biessenhofen. Noch gehe dem Bauhof das Salz nicht aus, 50 Tonnen seien noch auf Lager, sagt Mitarbeiter Reinhard Distl. Doch die am 8. Dezember bestellten 25 Tonnen sind noch nicht eingetroffen. Und Distl rechnet damit, dass er außer dieser Menge Streusalz, die ihm telefonisch zugesichert wurde, in diesem Winter nichts mehr bekommen wird.
Das Streusalz wird von Südsalz in Heilbronn produziert und geliefert. Doch das Unternehmen hat Lieferschwierigkeiten, weil in ganz Deutschland die Nachfrage groß ist. Zudem würden Bund und Länder zuerst versorgt, die damit Autobahnen und Staatsstraßen streuen, erläutert Baumgartl. Landkreise und Gemeinden müssen auf ihr Streusalz folglich länger warten.
Zu den Engpässen habe der ungewöhnlich harte und frühe Wintereinbruch mit viel Schneefall geführt, sind sich Follner, Baumgartl und Distl einig. Seit fünf Wochen landet in großen Mengen Salz auf Ostallgäus Straßen, damit der Verkehr rollen kann. Der Kreisbauhof hält 350 Kilometer Straßen eis- und schneefrei - so gut es eben geht. Wegen des fehlenden Salzes ist der Kreisbauhof dazu übergegangen, weniger zu streuen.
Baumgartl rät Autofahrern deshalb, beim Fahren noch stärker auf die Witterung zu achten: "Rechtzeitig zur Arbeit aufbrechen, und an gefährlichen Stellen wie Waldstücken den Fuß vom Gas nehmen." Erstmals seit 20 Jahren habe der Landkreis Probleme beim Salznachschub. Baumgartl hofft, dass im Januar die nächste Lieferung eingehen wird. Doch er sagt auch: "Sollte die Witterung in ganz Deutschland so bleiben, bekommen wir ein echtes Problem." Denn das würde weiterhin eine konstant hohe Nachfrage nach Streusalz bedeuten, welche die Anbieter momentan nicht bedienen können.
Splitt eigne sich beim jetzigen Wetter auch nicht als Alternative: "Bei überfrierender Nässe bringt Splitt wenig", so Follner. Außerdem würden Autos die Kiesel an den Straßenrand schleudern, wo sie nicht gebraucht werden.