Mit einem fulminanten Musikauftakt startete die Filmburg ins neue Jahr. Mit Unterstützung der Stadt Marktoberdorf hielt das Rüschenbaum Jazz Orchestra Einzug zum aufregenden Neujahrskonzert 2009. Ein großes Publikum folgte dieser inspirierenden Filmburg-Tradition. Denn gerade das Rüschenbaum Orchestra liefert immer wieder einen verheißungsvollen Neujahrsauftakt mit seiner klärenden jazzigen Sprengkraft und funkelnden Energiegeladenheit.
Fesselnde Präsenz und Dichte
Das Jazz Orchestra präsentierte sich mit festlicher Offenheit und servierte ein Programm aus über 60 Jahren Jazzmusik. So kamen alle Jazzliebhaber im voll besetzten Theaterkino auf ihre Kosten mit Standards und Hits von Count Basie bis Thad Jones. Als Jazz-Klangkörper besitzt diese Big Band eine fesselnde Präsenz und Dichte, insbesondere in der Interaktion der Bläserreihen von Saxofonen, Posaunen und Trompeten. Sie gewinnen wechselseitig an Brillanz und verschmelzen zu jenem geschliffen ästhetischen Big Band-Klangbild. Diesen geschlossen arrangierten Klangkosmos erweitert eine Reihe grandioser Solisten mit ihrer individuellen improvisierten Gestaltungskunst.
Mal expressiv und überschäumend, mal traumverloren
Bei Gershwins "Strike Up the Band" etwa zeigte das Orchester freche Dynamik und mitreißende Explosivität. Auch beim "Groove Merchant" schienen sich die wuchtigen Bläserreihen gegenseitig aufzuputschen und anzufeuern, und die Saxofone entwickelten geschlossen einen betörenden Satz sweet music. Hier bestach auch Alexander von Haagke mit seinem rasanten Tenorsax-Solo voller Spiellust und Jazzwitz.
Das Publikum genießt eine besondere Tradition, denn einige Mitglieder und Solisten, wie Haagke oder die Pianistin Andrea Hermenau, kennt es bereits aus früheren Begegnungen mit Rüschenbaums Landes-Jugendjazzorchester oder auch Herbolzheimers Bundesorchester.
Mit stimmungsvollem Effekt
Ein besonderer Star der Big Band ist der Altsaxofonist Wolfgang Roth, von dem verschiedene Arrangements stammten und vor allem sein Stück "Not in Austria", das hier nicht unbekannt ist. Wie traumverloren erschien Ferdinand Settele am Tenorsaxophon im expressiven Dialog mit der Rhythmusgruppe oder dem ganzen Orchester. Und auch bei "See the World" des Gitarristen Pat Metheny spielte das Orchester mit dem stimmungsvollen Effekt von überschäumenden Tutti und den weit ausschwingenden melodiösen Glockentönen des Solisten an der E-Gitarre, Heinrich Wulff.
In ihrem großen Jazzbogen gelang der Rüschenbaum-Big Band ein hinreißender Blick auf die frühen Jahre, auf die große New Yorker Cotton Club-Zeit der Duke Ellington-Band mit "East St. Louis Toodle-O". Da schwang sich das Orchester zu herrlicher jungle-Stimmung auf und Mathias Engl zu genialen Wa-wa-Trompetenklängen. Und auch bei Ellingtons "Cotton Tail" glänzte das Orchester mit einer wunderbar akkurat treibenden Rhythmusgruppe und einer elegant auftrumpfenden Bläserphalanx. Eine besondere Geste an Marktoberdorf war die Einladung des Vokalensembles "Animato", das sich mit beschwingten Jodlern einklinkte und einem zauberhaften "I Will Be Seeing You".