Kaufbeuren (cim) - Wer auf spielerische Weise in die Geschichte Kaufbeurens eintauchen will, ist bei der Kinderstadtführung des Verkehrsvereins genau am richtigen Ort. Angeführt von Benigna Kasztner trappeln 46 kleine und große Kinderfüße durch die Kaufbeurer Innenstadt, versetzten sich in vergangene Zeiten und erfahren, wie das so war, als es noch Armbrustschützen, Zünfte und Henker gab. Los geht\'s am Rathaus. In Zweierreihen führt der Weg zur ersten Station: dem alten Gerichtshaus. Durch Fragen wie 'was glaubt Ihr, wie das damals war mit der Rechtssprechung?' werden die Kinder direkt mit einbezogen. Anders als bei normalen Stadtführungen achtet der Verkehrsverein bei den Kinderstadtführungen vor allem darauf, dass die Kleinen nicht mit Zahlen bombardiert werden. An Hand von Geschichten und Erzählungen sollen sie sich das Leben im mittelalterlichen Kaufbeuren vorstellen können.
Stadtmauer von innen Nachdem die anfängliche Schüchternheit überwunden ist, schnellen auch die ersten Kinderfinger in die Höhe und es ist erstaunlich, wie viel die Kleinen wissen. Vorbei an dem alten Wohnviertel der Weber - die Geschichte von den armen Weberkindern, die im Winter ihre Füße zum Wärmen in Pferdeäpfel gesteckt haben, löst laute 'igitt'-Rufe aus - führt Benigna Kasztner ihre jungen Zuhörer dann zur Stadtmauer. Dort haben die Kinder die einmalige Möglichkeit, das alte Gemäuer auch von innen zu betrachten. Doch auch wenn Schießscharten und Geschichten über Belagerungen Kaufbeurens ganz interessant sind, die Geschichtsdedektive wollen unbedingt in die Blasiuskirche. 'Normalerweise zeige ich den Kindern die Kirche nicht', meint Benigna 'wegen der grausigen Bilder'. Doch gerade die Abbildungen der Märtyrer im Inneren der Kirche wecken das Interesse der Kleinen. 'Ich finde das gar nicht schlimm', meint die achtjährige Valerie. Und der sechsjährige Johannes fügt hinzu: 'I mag so was.'
Der Henker interessiert besonders Dann geht es weiter zum ehemaligen Grundstück des Henkers. Jetzt weiß sich die 22-jährige Stadtführerin vor Fragen kaum noch zu retten. 'Gab\'s damals in Kaufbeuren auch \'ne Guillotine?', 'Hatte der Henker viel zu tun?'. Eifrig werden erst die verschiedenen Foltermethoden diskutiert, bis die Überlegungen dann am Zollhäuschen in die Frage des Schmuggelns übergehen. Nach dem Tänzelfestbrunnen wartet die Martinskirche als letzte Station. Dazu, dass der Kirchplatz früher als Friedhof diente, meint der sechsjährige Christoph: 'Wenn ich das nächste Mal hierher komm, dann buddel ich nach den Knochen.' So enden durchaus informative eineinhalb Stunden und die Kinder sind sich einig: 'Das war echt toll und vor allem interessant.' i Informationen und Termine für die Kinderstadtführungen gibt es beim Verkehrsverein Kaufbeuren im Rathaus, Telefon (0 83 41) 4 04 05.