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Fürsorge in einer Zeit ohne soziales Netz

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Fürsorge in einer Zeit ohne soziales Netz

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    Wildpoldsried (hä). - Sein 100-jähriges Bestehen feiert der Katholische Arbeiter Krankenunterstützungsverein in Wildpoldsried am Sonntag, 2. Mai. Die konstituierende Sitzung des Vereins fand am 1. April 1904 statt. Die Gründungsväter waren laut Satzung: Ehrenpräsident H. H. Pfarrer Johann Baptist Hämmerle (er war seit 1897 Ehrenbürger der Gemeinde), Erster Vorsitzender Johann Holdenried (Maurermeister), der Vize Johann Prestel (Zimmererpolier), Schriftführer Thomas Eigstler (Wagnermeister), Kassier Alois Wörz (Schmiedemeister). Im Ausschuss waren vertreten Alois Nieberle (Schmiedemeister), Anton Filser (Gutsbesitzer), Martin Zengerle (Gutsbesitzer) und Johann Spiegel (Maurermeister). Und es gab noch einen Vereinsdiener - Ottmar Lechleiter. Es waren also die 'Honoratioren' des Dorfes, die 'Betuchten' - wenn auch deren Besitz im Vergleich zu heute bescheiden gewesen sein mag. In der damaligen Zeit hätte niemand von einem sozialen Netz auch nur zu träumen gewagt. Zu dieser Zeit gab es beispielsweise keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die gesamte Familie nagte am Hungertuch, wenn der Ernährer der Familie - im Regelfall war dies der Vater - krank wurde.

    Gegenseitige Unterstützung Erst daran kann man die vorausschauende Fürsorge der Vereinsgründer ermessen. So ist auch im Punkt eins der Satzung verankert: Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Fortpflanzung des kameradschaftlichen Verhältnisses, sowie gegenseitige Unterstützung in Notfällen, soweit die Mittel der Kasse reichen. Aber schon der nächste Punkt schränkt die Wohltätigkeit wieder ein. Dort heißt es: 'Taglöhner, die bei Straßen- und Eisenbahnbau als Akkordanten beschäftigt sind, werden nicht in den Verein aufgenommen.' Die Mitglieder hatten im Erkrankungsfall ein Tagesgeld von 50 Pfennig zu erwarten, das pro Jahr maximal 90 Tage lang bezahlt wurde. Die Summe dürfte dem Tageslohn eines Arbeiters entsprochen haben.

    Jubiläumsfeier am 2. Mai Die penible Satzung verrät weiter, dass die Mitglieder die Pflicht haben, zur Erhaltung des Vereins beizutragen und an den angesetzten 'Gesellschaftstagen' zu erscheinen. Das Letztere wünscht sich auch der heutige Vereins-Vorsitzende Alfred Amberger für die Jubiläumsfeier am Sonntag, 2. Mai. Um 9.50 Uhr zieht der Kirchenzug vom Haus für Feuerwehr und Kultur in die Kirche zum Festgottesdienst. Im Anschluss findet im Gasthof Adler der Festakt statt. Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Arno Zengerle übernommen.

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