Rot a. d. Rot (wei). - Wie in jedem Jahr werden die Gläubigen aus Rot an der Rot heute während der Fronleichnamsprozession wieder vor dem Wohnhaus von Rosa Jäger beten. Der Altar ist eine Laubsägearbeit, die ihr Vater Alois Springer vor 50 Jahren liebevoll gefertigt hat. Als Kind erkrankte Alois Springer an Knochentuberkulose. 'Seitdem war er gehbehindert', sagt seine Tochter Rosa Jäger. 'Das Arbeiten mit einer Laubsäge wurde deshalb zu seinem größten Hobby.' Wenn sich Rosa Jäger an ihren vor 26 Jahren verstorbenen Vater erinnert, sieht sie einen ruhigen Mann vor sich, einen Mann mit einer Laubsäge und einem Werkstück in der Hand. 'Nach Feierabend tat er nichts Anderes. In seinen letzten Lebensjahren pustete er unentwegt vor sich hin. Er war es eben gewohnt, das Sägemehl wegzublasen.
'Die Laubsägearbeiten von Alois Springer schmücken die Zimmer und Gänge. So dient eine aufwändig gestaltete Burg als Geldkassette, ein selbst gemachter Kaufmannsladen versetzt Rosa Jäger in ihre Kindheit zurück. Das Familienhaus im Roter Klosterhof gleicht einem Museum. Doch am liebsten widmete sich Alois Springer, der als Wagner für seine präzise Arbeit bekannt gewesen ist, religiösen Motiven. 'Mein Vater hat eine wunderschöne Krippe gestaltet', sagt Rosa Jäger, 'und natürlich unseren Fronleichnamsaltar'. Dieser steht über das Jahr im früheren Schlafzimmer von Alois Springer.'An Fronleichnam kommt mein Bruder und hilft mir, den Altar vor das Haus zu stellen und ihn zu schmücken', sagt die 66-jährige Rosa Jäger. Auf dem detailverliebt verarbeiteten Altar stehen dann die heiligen Figuren von Jesus, der Mutter Gottes und dem heiligen Josef. Schon um fünf Uhr morgens steht Rosa Jäger jedes Jahr an Fronleichnam auf. Denn neben dem Altar werden Birken aufgestellt und Fahnen aufgehängt, davor ein Teppich ausgelegt und rundherum noch Blumenblüten gestreut. 'Es ist für mich einfach schön, wenn der Pfarrer an diesem Platz seine Monstranz abstellt', sagt Rosa Jäger. Für Fronleichnam putzt sie jedesmal ihre Fenster: 'Aber nicht für die vielen Leute, die vor meinem Haus stehen, sondern für den hohen Besuch in Form der Hostie.' Für Rosa Jäger ist es selbstverständlich, den Brauch ihres Vaters fortzuführen: 'Als Jugendliche war der Altar für mich vor allem ein Staubfänger. Heute verbinde ich damit viele Erinnerungen, schätze Fronleichnam als herausragendes Fest im Kirchenjahr und merke, wie wichtig der Altar für alle Gemeindemitglieder ist.'