Die Bergwacht baut bayernweit ihr Funknetz aus, um mit zuverlässiger Kommunikation bei Einsätzen Rettern und Verunglückten mehr Sicherheit bieten zu können. Auf das geplante gemeinsame Digitalfunknetz für Behörden und Rettungsdienste im Freistaat könne man nicht warten, erklärte Heini Malue, Leiter der Allgäuer Bergwacht, auf deren Jahresversammlung in Oberstaufen. Erste Praxistests mit der Digitaltechnik seien nicht ermutigend verlaufen. 'Wir brauchen gleich etwas, das funktioniert', stellte Malue fest. Das von der Bergwacht geplante System verwendet dagegen Gleichwellenfunk – die bewährte Technik, mit der praktisch alle Rettungsdienste seit vielen Jahren arbeiten. Nur sind die bestehenden Funkstandorte in einem Stück für Stück gewachsenen System bisher nicht aufeinander abgestimmt. So gebe es bei der Alarmierung und bei der Kommunikation im Gebirge immer wieder erhebliche Probleme. Das Funknetz soll deshalb erweitert, alte und einige neue Standorte systematisch verbunden und technisch auf neuesten Stand gebracht werden. Investiert werden dafür landesweit rund drei Millionen Euro. Das Konzept sieht fünf Funknetze vor – eines davon im Allgäu (mit neun von insgesamt 43 Standorten). Die Genehmigungen liegen vor, so Malue. Noch heuer will man das Netz in Betrieb nehmen und dann die nächsten zehn bis zwölf Jahre damit arbeiten. Abgeschaltet werden soll das Gleichwellenfunknetz erst, wenn das geplante Digitalfunknetz auch nach den Anforderungen der Bergwacht einwandfrei funktioniert. Aber das, meint Malue, wird eben etliche Jahre dauern. Mit 2524 Einsätzen im Jahr 2010 liegt die Allgäuer Bergwacht im langjährigen Mittel. Ski- und Snowboardunfälle stehen mit steigender Tendenz deutlich an erster Stelle. Aber auch Rodelunfälle nehmen zu, sagte Malue. Die touristisch betrachtet gute Wintersaison 2009/2010 schlägt sich in hohen Unfallzahlen nieder. Die Zahl der Einsätze im Sommer ist im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen. Über 57 Fehleinsätze ärgern sich die Bergretter: Da stellte man erst vor Ort fest, dass keine Hilfe nötig ist. 'Immer wieder wird die Bergwacht auch mit einem Taxiunternehmen verwechselt, um den Abstieg ins Tal zu ersparen', so Malue. Das ändere aber nichts an der 'enormen Motivation' der Einsatzkräfte, die Malue ebenso lobte wie der stellvertretende Landesvorsitzende Rudi Gantner. Die hervorragende Einsatzbereitschaft der Bergwacht im Allgäu verdanke man nicht zuletzt Ausbildungsleiter Hannes Rädler. 500 Aktive, berichtete er, nahmen 2010 an Fortbildungen teil – im Bergwachtzentrum Bad Tölz oder einer der zahlreichen Übungen und Kurse hier vor Ort. Nachwuchssorgen hat die Bergwacht – mit 100 Anwärtern – nicht. Nur Lawinenhundeführer bräuchte man eigentlich mehr, so Leiter Xaver Hartmann nach einer Saison mit zehn Einsätzen – davon vier an einem Tag. 20 Mal trat der Kriseninterventionsdienst in Aktion – er betreut seit zehn Jahren unter Führung von Horst Engelhardt Verunglückte, Angehörige oder Begleiter und muss im schlimmsten Fall auch Todesnachrichten überbringen. Obwohl alleine neue Einsatzkleidung allgäuweit rund 100.000 Euro kostete, so Geschäftsführer Peter Haberstock, blieb dank Zuschüssen und treuer Förderer 2010 ein kleiner Überschuss für die Rücklage.
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