Von Susi Donner |LochauAugen auf den Ball. Nur auf den Ball. Nicht ablenken lassen. Die Beine schulterbreit stellen, das Gewicht auf den hinteren Fuß legen, den Ellbogen auf Schulterhöhe bringen. Warten, taxieren - dann durchziehen. Wenn Nicolas den von Trainer Michael Mader geworfenen Ball trifft, wirft er seinen Schläger zur Seite und spurtet los zur ersten Base.
Richtig, hier wird Baseball gespielt. Wir befinden uns in Lochau, auf dem Sportplatz am See, direkt hinter der Leiblach. Und es ist das Jugendligateam der Lochau Mariners, das hier trainiert. Michael Mader ist der Trainer der Jungs und Nicolas Wüstner einer seiner hoffnungsvollsten Spieler.
Mader, der selbst seit 16 Jahren dem Spiel verfallen ist, hat die Lochau Mariners vor fünf Jahren gegründet. Die "Mariners" sind eine von vier Baseball-Mannschaften in Vorarlberg. Mader, der zudem Schiedsrichter ist, hat mit Junioren begonnen, die jetzt als junge Erwachsene im Landesligateam von Lochau spielen.
Die heutige Juniorenmannschaft ist mit 16 Jugendlichen und Kindern von zehn bis 16 Jahren der Nachwuchs, der sich bereits über beträchtliche Erfolge freuen kann. Im letzten Jahr war sie Landesmeister, in diesem Jahr Vizemeister. Nicolas Wüstner (14) und seine Teamkollegen Alan Bayer und Daniel Hotz wurden in den österreichischen Nationalkader berufen und haben mit ihm im April in Prag ein großes internationalen Turnier gespielt. Der zehnjährige Lukas Mader fiel kürzlich bei einer Sichtung dem Trainer des Nationalteams auf. Lukas wurde in den erweiterten Kader des Schülernationalteams nach Wien eingeladen, spielte dort im Juli bei den United World Games und nahm in Hluboka (Tschechien) an der Schüler-EM teil.
Bei Baseball geht es um Kondition, Ausdauer, Taktik, einen guten Wurf und Schlagkraft. Dabei sind Schlag- oder Wurfkraft nicht zwingend auch mit physischer Stärke gekoppelt. "Die Technik machts, und die Spieler müssen intelligent sein, um das relativ komplizierte Regelwerk zu verstehen", sagt Trainer Mader. 30 der wichtigsten Regeln kennen seine Jungs. "Aber es gibt noch sehr viel mehr. Im Baseball wird für jede nur mögliche Situation eine Regel geschaffen - und passiert etwas völlig neues, wird auch dafür gleich eine kreiert."
Wer schon einmal Brennball in der Schule gespielt hat, könne sich eine gewisse Vorstellung von diesem typisch US-amerikanischen Spiel machen. Im Training versuche er vor allem, die Talente, die in jedem der Buben auf unterschiedliche Weise vorhanden sind, herauszufinden und zu fördern. Jeder Spieler wird in jeder Spielposition ausgebildet, aber irgendwann kristallisieren sich doch die Spezialisten heraus. Der eine ist ein perfekter Werfer, der andere entwickelt einen gefürchteten Schlag und der nächste ist so schnell und wendig, dass er der Mannschaft viele "Home-Runs" beschert. Diese Mischung mache dann ein gutes Team aus.
Groß geschrieben werde bei der Baseball-Jugend die Kameradschaft. Die Jungs, die in voller Montur, mit Schutz, Helm, Schläger und den riesigen Fang-Handschuhen so cool und lässig aussehen, halten zusammen und fördern sich gegenseitig. Weil es nur eine Jugendmannschaft gibt, trainieren die "Großen" mit den "Kleinen" und geben dabei bereitwillig ihr Wissen und Können an die jüngeren Spieler weiter.
"Das ideale Alter, um mit Baseball zu beginnen, ist zehn Jahre", sagt Mader, der von seinen Co-Trainern Thomas Eberle und Mike Basic im Training unterstützt wird. Während Mader erzählt, bilden die Jungs auf dem Spielfeld zwei Mannschaften und bereiten sich auf ein Übungsspiel vor. Bei knapp 30 Grad im Schatten, in den Ferien. Denn die Lochau Mariners sind hochmotiviert und mögen auch während der Sommerferien nicht ohne ihren geliebten Baseball und ihre Teamkollegen sein.