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Für drei Minuten im Volksmusik-Himmel

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Für drei Minuten im Volksmusik-Himmel

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    Von Andreas Filke, Marktoberdorf/Dornbirn Die Zeiger bewegen sich Richtung 19 Uhr. Meist ältere Semester in Landhaus-Kleidung verlassen in Scharen die Busse und strömen zum Messestadion in Dornbirn. Es regnet. Doch das ist nicht der Grund, weshalb es die Menschen schnellen Schrittes in die Halle drängt. Vielmehr hat Karl Moik in den 'Musikantenstadl' eingeladen und da darf der eingefleischte Volksmusikfan nicht fehlen. Im Stockwerk darüber geht es dagegen recht ruhig zu. Selbst um diese Uhrzeit spüren auch die Musiker von Allgäu Power kein Lampenfieber. 'Noch nicht', gesteht Reiner Kreit, der Leadsänger der Gruppe, die an diesem Abend für 2:41 Minuten die Blicke von rund zehn Millionen Zuschauern an den Bildschirmen auf sich ziehen will. Nicht oft bietet sich den Marktoberdorfern ein derart großes Podium. Genau das brauchen Musiker aber, denn das Geschäft ist hart geworden. Das gilt auch für Gerit Melcher, der mit Allgäu Power die spartanische Umkleidekabine - dagegen wirkt die in der Stadionturnhalle luxuriös - teilt. Der Zwölfjährige gilt für Moik als 'Jahrhunderttalent', wie ihn eine Zeitung zitierte. Noch vor wenigen Jahren hätte solch ein Attribut in den Plattengeschäften die Kassen klingeln lassen. Davon können Musiker heute nur träumen. Dass Moik dennoch einer der wichtigsten Personen im Geschäft mit der Volksmusik ist, das erfährt Allgäu Power schnell. Moik hier, Moik da, Moik überall. Er hat das Sagen, er sucht Titel und Künstler aus, er bestimmt den Programmablauf. Am Donnerstag fuhren die Marktoberdorfer erstmals nach Dornbirn zur Kamera- und Beleuchtungsprobe, Freitag standen sie ein weiteres Mal auf der Bühne, ehe am Samstagnachmittag mit der Generalprobe die 'heiße' Phase beginnt.

    Zeichen höchster Professionalität In den Kabinen hinter der Stadl-Kulisse herrscht geschäftiges Treiben. Da kreuzen sich die Wege von Allgäu Power mit Deutschlands Grand-Prix-Hoffnung Lou ('Let's get happy') und von Ralph Siegel. Richard Clayderman ('Ballade pour Adeline') lehnt am Flügel, als könne ihn rein gar nichts aus der Ruhe bringen, lässt sich mit Fans fotografieren, die Zillertaler sind noch für ein Späßchen zu haben und Gerit Melcher schwärmt derweil von Petra Frey, einer der zurzeit erfolgreichsten österreichischen Schlagersängerinnen, von der er sich gerade ein Autogramm geholt hat. Von Distanz zueinander keine Spur. Man geht miteinander um (oder auch nicht), als kenne man sich schon seit Jahren. Für die Musiker von Allgäu Power ist dies ein Zeichen von höchster Professionalität. 'Wenn die Proben nicht so geklappt hätten, wären alle viel nervöser.' So aber sorgt ein Team von rund 100 Personen hinter den Kameras für reibungslose Proben und später eine einwandfreie Sendung. Auch die Marktoberdorfer Band ist nach der Probe zufrieden, vor allem Reiner Kreit. 'In anderen Studios sind die Kameras nur zwei oder vier Meter weg. Hier sind sie weiter entfernt. Das nimmt einem den Druck, es ist dann eher wie bei einem unserer Konzerte', beschreibt er die Situation. Treue Fans der Gruppe sitzen bei der Live-Übertragung in der ersten Reihe, während die Kameras über sie schwenken. Dafür haben sie tief in die Tasche gegriffen. Moik zum Anfassen nah kostet 78 Euro. Der Beifall ist den Marktoberdorfern nach 'Mir san jung', komponiert von Stefan Beranek und Andi Baur, gewiss. 'Das ist ein herzlicher Applaus für diese Musikanten', ist Moik angetan und verkündet den Zuschauern in Deutschland, Österreich und der Schweiz: 'Allgäu Power ist das Beste, was es in dieser Gegend gibt.' Mit so viel Lob lässt es sich anschließend beim Empfang gut feiern. Nun endlich sind die Kameras aus, die Künstler ganz entspannt. Nur das Allgäuer Sextett ist in Gedanken schon bei der nächsten Sendung. Es will sich Ende Mai beim Grand Prix der Volksmusik qualifizieren und für Deutschland ins Finale der Großen einziehen.

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