ist der Ofen endgültig aus Wiggensbachs einstiger 'Kirchenbäck' weicht dem Marktplatz Wiggensbach (is). Nicht weniger als drei Bäckereien gab´s einst in Wiggensbach. An die älteste von ihnen schon vor 30 Jahren aufgegeben wird bald gar nichts mehr erinnern: Das historische Gebäude des einstigen 'Kirchenbäck' fällt ab 8. Oktober dem Bagger zum Opfer. Um eine Engstelle der Ortsdurchfahrt zu beseitigen, wird das Haus im Rahmen der Neugestaltung des Marktplatzes geopfert.
Die älteste Nachricht einer Backstube in Wiggensbach stammt laut Edith Wohlleben aus dem Jahr 1527. Erster urkundlich genannter 'beck zu Wiggenspach' war 1553 Jörg Graf. 1654 wurde das Gut mit Backrecht und Taverne versteigert. Wenige Jahre später wird die Lage des anderen Bäckeranwesens wie folgt beschrieben: 'Joseph Riedle, Böckh, besitzt ein aignes Güthlein, darbey Hauß, Hof und Krautgarten sambt einem Baindele zwischen gemeiner Gasse (heute Rohrachstraße) und Kirchenmauer.'200 Jahre sind die Riedle auf diesem Anwesen genannt. 1770 brach man einen Teil der benachbarten Kirche ab, um sie zu erweitern: 'Den 21ten (April) ist der obere gibel, vom alten gottshauß, in des Ignaty Riedles Baind hinaus geworffen word', berichtet die Chronik. 'Den 2ten May ist der unter gibel zum oberen geworffen word.'
Das 'Söldengut mit realer Bäckerei-Gerechtigkeit'ging 1885 in den Besitz von Peter und Sophie Hiemer über, die nicht weniger als 16 Kinder hatten. 1906 baute die Familie (die den Hausnamen 'Kirchenbäck' übrigens mitnahm) im Wang inmitten ihrer Felder ein neues Wohngebäude. Bäcker und Bürgermeister
Die Bäckerei kauften Benedikt und Maria Metzler, die den Betrieb 1937 an Xaver Reisle verpachteten. Dieser richtete nach dem Krieg auch einen Gemischtwarenladen ein, baute den Westteil um und wurde 1949 Besitzer. Ein Jahr zuvor war er zum Bürgermeister von Wiggenbach gewählt worden. Zwei Jahrzehnte später gab Reisle das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen auf. Seit 1971 befand sich hier die Geschäftsstelle der Sparkasse.
'Alles, was man zum Leben braucht', habe es in ihrem Haus gegeben, erinnert sich die heute 88-jährige Witwe Leni Reisle. Sie, die acht Kinder großzog, berichtet von einem Zwölf-Stunden-Tag in Haushalt, Laden und manchmal auch Backstube: 'I ha viel und gean gschaffet.' In über 30 Jahren sei 'kein unschönes Wort' im Ladenraum gefallen.
Einer lustigen Anekdote entsinnt sich Anton Klier (77): Lausbuben, die vor dem Krieg einem Lehrling in Backstube und angrenzendem Pferdestall behilflich waren, hätten eines Sonntagnachmittags Rossäpfel mit aufgekehrtem Mehl eingestäubt und, in einer Tüte verpackt, an der Hausecke deponiert. Prompt habe sie ein Nachbar, der für seine große Neugierde bekannt war, als vermeintliche Faschingskrapfen mitgenommen
Wie Bürgermeister Heribert Guggenmos (die Marktgemeinde ist seit 1998 Besitzer) berichtet, sei das Gebäude im Ostteil nicht unterkellert und, da 'sehr marode', für eine andere Nutzung nicht verwendbar. Bei einem Erhalt hätte man an der Nordostecke des gegenüberliegenden gemeindeeigenen Gasthofs 'Kapitel' reißen müssen, um die Engstelle der Straße zu beseitigen. Durch die künftige Straßenführung sei es möglich, Parkplätze auch östlich des Gasthauses zu gewinnen.
Besorgt zeigt sich Guggenmos darüber, wie es hinter der einstigen Bäckerei nach deren Abbruch aussieht. Denn das angrenzende 'Blumenlädele' habe keine ausgebildete Südfassade. Mit Bäumen wolle man deshalb versuchen, dieses Haus etwas abzuschirmen.