Es ist mit 1,28 Millionen Besuchern (2009) nicht nur das Zugpferd unter Bayerns Schlössern - künftig soll es auch deutlich mehr Einnahmen in die Kassen des Freistaates spülen: Die Bayerische Schlösserverwaltung schraubt die Eintrittspreise für Schloss Neuschwanstein um bis zu 33 Prozent in die Höhe. Seit Jahresbeginn zahlen Einzelbesucher zwölf Euro für die Führung. Die Gruppenpreise bleiben vorerst stabil, sollen aber 2012 ebenfalls steigen. Schloss Hohenschwangau hat bereits nachgezogen - allerdings gehen die Preise dort moderater nach oben. Touristiker im Füssener Land haben für die Hau-Ruck-Aktion der Schlösserverwaltung nur wenig Verständnis. Mancher Hotelier wettert lautstark über die kurzfristige Preisanhebung und kündigt Widerstand auf politischer Ebene an.
Schuld am kurzfristigen Dreh an der Preisschraube ist laut Horst Wolf, Pressesprecher im Bayerischen Finanzministerium, der neue Doppelhaushalt des Freistaates. "Er fordert niedrigere Ausgaben beziehungsweise höhere Einnahmen in allen staatlichen Bereichen." Weil der Etat diesmal recht spät aufgestellt wurde, sei der Bayerischen Schlösserverwaltung für die Umsetzung der Landtags-Vorgabe nur wenig Zeit geblieben, bedauert er.
Den höheren Tarif hält Wolf nicht nur im internationalen Vergleich für vertretbar. "Der Eintrittspreis war seit 2004 unverändert", erinnert er. Um auf die langfristigen Planungen der Reiseveranstalter Rücksicht zu nehmen, steige der Gruppentarif zudem erst 2012 an. Und etwas dürfe man nicht vergessen: Neuschwanstein rangiere bei den Investitionen in Bausubstanz und Inventar weit vorne. Die Sanierung der Südfassade oder jüngst die Restaurierung historischer Tapeten hätten Millionen verschlungen. Trotz des neuen Tarifs bleibe das Erbe des Märchenkönigs ohnehin ein Draufzahlgeschäft.
Überrascht von der Anhebung wurde auch der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), in dessen "Hoheitsgebiet" Schloss Hohenschwangau fällt. "Wir würden das rechtzeitig ankündigen, wenn die Initiative von uns ausginge", ist WAF-Vertreter Thomas Günter sicher. Weil sich die Eintrittspreise auf Hohenschwangau an Neuschwanstein orientieren, habe auch der WAF zum Jahresbeginn aufgestockt. "Drei Euro mehr waren uns aber zuviel. Wir haben uns für die Hälfte entschieden." 2012 werde wohl auch auf Hohenschwangau der Gruppenpreis leicht steigen. In der Übergangsphase seien Verstimmungen bei einzelnen Besuchern denkbar, erläutert Günter. "Ich glaube aber nicht, dass die Erhöhung jemanden ganz vom Besuch abhält."
Wenig begeistert von dem unerwarteten Preissprung ist Schwangaus Tourismuschefin Petra Köpf. "Wir müssen jetzt Einiges korrigieren und haben bereits alle Tourismusverbände informiert", erläutert sie. Nicht zu retten ist die in einer Auflage von gut 40000 Stück aufgelegte Schlossinformation, die als einzige Veröffentlichung konkrete Preisangaben enthalte: Sie wandert nun ins Altpapier. "Der Schaden hält sich aber in Grenzen, da das nur ein Schwarz-Weiß-Faltblatt ist."
Den Unmut einiger Hoteliers im Füssener Land will die Tourismuschefin nicht bewerten. Eine "Prospekthaftung", wie sie nun vereinzelt ins Spiel gebracht wird, sieht sie aber nicht für gegeben: "In jedem Prospekt steht der Passus: Änderungen vorbehalten"
"Wenn man die Eintrittspreise von Neuschwanstein mit ausländischen Sehenswürdigkeiten vergleicht, so sind diese auch nach der Erhöhung noch sehr moderat."
Horst Wolf, Pressesprecher im Bayerischen Finanzministerium