Von Thomas Niehörster Bad Hindelang - Wer nördlich des Allgäus einen 'Schiebling' verlangt, den schickt man in eine Eisenwarenhandlung, denn unter Schiebling versteht man dort einen Metallriegel. Das 'Allgäuer Wörterbuch' weist dann korrekt auf die Bock- respektive die Fleischwurst hin und lässt auch die Schreibweise 'Schübling' zu. So waren denn auch keine Handwerker, sondern Feinschmecker gefragt, als in die 'Tee Stuben' auf dem Gailenberg zu einem Schieblings-Testessen geladen war. Der Inhalt des Schieblings besteht aus Schweinefleisch, Speck, ein wenig Rind und einer feinen korianderbetonten Würzung mit kräftiger, frischer Ingwernote, die mit Muskat, Majoran oder Sellerie abgerundet wird. So schwebten herrliche Düfte durch die traditionsreichen Stuben und auf den Tellern aalten sich samtig-rosige Würste. Eingeladen zu dem Test hatte Slow Food, eine weltweite Bewegung mit rund 70 000 Mitgliedern, die ihren Ursprung in Italien hat und 1986 gegründet wurde. Sie kämpft für den Erhalt der Vielfalt bei Nutzpflanzen und -tieren und fördert die Produzenten, die dafür eintreten. Das Convivium (Sektion) Allgäu besteht seit einem Jahr und hat 27 Mitglieder. Getestet wurden die Schieblinge von sieben Metzgern und Märkten aus der Umgebung.
Es war ein so genannter Blindtest, bei dem die Probanden zuvor nicht wussten, welchen Metzgers Wurst gerade auf dem Teller lag. Ausschlaggebend für den Test waren Optik, Geruch, Geschmack und Biss/Konsistenz. Wer hätte gedacht, dass es bei einer schlichten Wurst so vielerlei Unterschiede geben kann! Die einen waren kurz, andere wieder lang, blasse wechselten sich mit kräftig-rosigen ab, und auch beim Gewicht gab es Unterschiede, die zwischen 75 und 120 Gramm pro Wurst lagen. Die Preise der am Testtag gekauften Schieblinge variierten pro Kilo zwischen 7,70 und 11,50 Euro deutlich. Doch nicht der Preis oder das Aussehen gab den Ausschlag für den Test, sondern der Geschmack, der zwischen pfeffrig, rauchig und fein würzig variierte, sowie die Konsistenz. Die Testesser, unter anderen Gäste aus Norddeutschland, die von daher besonders für die Neutralität des Tests bürgten, vergaben auf einem Testbogen Noten, wobei jeweils ein Drittel auf Geschmack und Konsistenz fielen und der Rest auf Optik und Geschmack. Testsieger wurde die Metzgerei Rehle (Immenstadt), der mit Feneberg (Filiale Blaichach) ein Supermarkt folgte. Die Plätze drei bis sieben belegten V-Markt (Immenstadt), Metzgerei Lang (Sonthofen), Metzgerei Koller (Bad Hindelang), die Metzgereien Müller (IM-Markt, Immenstadt) und Schmaus in Blaichach. Interessants war, dass die Esser mit ohne Ausreißer nach oben oder unten die Reihenfolge beinahe gleich beurteilten. i Genauere Informationen zu 'slowfood' im Internet unter:www. slowfood. de