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Fünf Schulklassen ohne festen Lehrer

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Fünf Schulklassen ohne festen Lehrer

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    Brennpunkt Bildung: Politiker, Eltern und Pädagogen diskutieren vor 300 Zuhörern über Lehrermangel und seine Folgen Von Markus Raffler Oberallgäu/Kempten Brennpunkt Bildung: Lehrermangel, Stundenausfälle und Wissenslücken lassen Eltern und Pädagogen in Stadt und Land Alarm schlagen. Erstmals nahmen am Montag in Niedersonthofen Behörden und Abgeordnete bei einer Podiumsdiskussion zu dem brisanten Thema Stellung. Fazit aller Beteiligten vor knapp 300 Zuhörern: Es muss alles getan werden, um die Bildungssituation rasch zu verbessern. Als Sofortmaßnahme wurde vorgeschlagen, den Schulen und Schulämtern freie Gelder aus dem Bildungsetat zur raschen Überbrückung örtlicher Lehrer-Engpässe bereit zu stellen. Fünf Klassen müssen laut Schulamtsleiter Hermann Uhr derzeit im Oberallgäu ohne feste Lehrkraft auskommen. Während der Grippewelle im Februar waren es kurzzeitig sogar zwölf. Das Kernproblem in Uhrs Augen: Viele Lehrer-Ausfälle lassen sich einfach nicht vorhersehen, die Mobile Reserve (siehe Wortweiser) sei schlichtweg überfordert. Das Ministerium suche zwar händeringend Verstärkung für die Reserve, finde jedoch nicht genug Lehrkräfte. Durch langfristige Vertretungen etwa für Lehrerinnen im Erziehungsurlaub sei die Mobile Reserve in Krankheitsfällen blockiert das muss sich endlich ändern, forderte Elternbeirätin Kornelia Walter. Mehr Flexibilität von Staat und Ämtern bei Engpässen das erwartete auch eine Lehrerin aus Kempten-Heiligkreuz. Wir haben zwei Pensionäre, die gerne einspringen würden, berichtete sie. Weil es jedoch Probleme mit der Versicherung gebe, sei diese Lösung gescheitert.

    Einen krassen Fall schilderte ein Vater aus Rettenberg: Mein Sohn geht in die dritte Klasse und hat inzwischen die siebte Lehrerin. Angesichts der bis 2010 prognostizierten Unterdeckung der Lehrkräfte von mindestens 30 Prozent sollten wir Eltern noch viel mehr Rabatz machen fand er. Das geschilderte Beispiel sei ein Sonderfall, schränkte Schulamtsleiter Uhr ein: Zwei Klassenleiterinnen seien aus Krankheitsgründen vorzeitig in Pension gegangen, eine Kollegin sei gestorben. Große Probleme habe auch die Tom-Mutters-Schule für geistig und Mehrfach-Behinderte in Kempten, so ein Verantwortlicher. Wir müssen inzwischen sogar den Kostenersatz für Aushilfslehrer teils aus Spenden finanzieren. Eine klare Position vertrat der Zusammenschluss von Elternbeiräten aus Stadt und Land, der Veranstalter der Diskussion: Das Lehramt und hier speziell die Mobile Reserve müsse schleunigst mehr Attraktivität bekommen, forderte Anke Dellner: Würden motivierten Kräften attraktive Konditionen geboten, würden auch die Lehrerzahlen steigen. Wir können Lehrer nicht x-beliebig aus der Tasche ziehen, bedauerte Landtagsabgeordneter Alfons Zeller. Er verwies zugleich auf die enormen Anstrengungen der Bayerischen Regierung im Bildungsbereich (5300 neue Lehrerstellen bis 2004). Für mehr Flexibilität bei Ministerium und Ämtern plädierte neben Adi Sprinkart (Grüne) auch Zellers CSU-Kollege Thomas Kreuzer. Denn jede Stunde, die ausfällt, ist eine zuviel. Fördern statt aussieben das ist für Heidi Lück maßgeblich für den Bildungserfolg. Die SPD-Abgeordnete zweifelte die Vorreiterrolle Bayerns in Sachen Bildung an. Eine riesige Pensionierungswelle sieht FDP-Kreispolitikerin Gisela Bock auf Bayern zurollen daher müsse man endlich massiv gegensteuern.

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