von Armin Dorner |Oberreute/WestallgäuEin junger Fuchs hat gestern im Morgengrauen eine Zustellerin der Heimatzeitung mitten im Dorf Oberreute angegriffen. Nicht einmal Pfefferspray schlug das Tier in die Flucht. Der zuständige Jäger war heute auf der fast zweistündigen Tour dabei.
Bürgermeister Gerhard Olexiuk weiß, dass seit Wochen Füchse durchs Dorf streunen. "Das ist nicht nur in Oberreute ein Problem", sagt er. Die Wildtiere trauen sich vermehrt in die Ortschaften, weil sie dort leichter an Futter herankommen. "Von Seiten der Gemeinde werden wir alles unternehmen" so Olexiuk, damit sich die Bewohner keine Sorgen zu machen brauchen. Er denkt zum Beispiel daran, Lebendfallen von einem dafür ausgebildeten Fachmann aufstellen zu lassen. Im Ort dürfen keine Füchse gejagt werden. "Da stehe ich voll und ganz dahinter. Im Ort kann man nicht einfach herumballern", so der Polizeibeamte. Für die Angst der Zustellerin hat er "volles Verständnis".
In den Hauseingang geflüchtet
Susanne Höbel trägt seit einem Jahr im Ort Oberreute die Heimatzeitung aus. "Bisher hatte ich immer Spaß daran, der ist mir nun gründlich vergangen", erzählt sie. Als die 34-Jährige in der Hauptstraße die Nachrichten eingeworfen hatte, wurde sie von hinten in die Wade gezwickt. Sie sah den jungen Fuchs, der sie wahrscheinlich schon seit Wochen "begleitet", und schrie auf. Das Tier wollte nicht weichen, auch nicht als die Austrägerin nach ihm trat und Pfefferspray einsetzte.
Inzwischen konnte sie sich in den Hauseingang flüchten und mithilfe einer Bewohnerin den Jäger benachrichtigen. Das Wildtier saß noch lange Zeit vor der verglasten Eingangstür. Erst als der Jäger eintraf, war der Fuchs verschwunden.
Der Arzt konnte Frau Höbel beruhigen. Es ist keine offene Wunde und auch eine Tollwutimpfung sei nicht nötig. Oberreute ist seit Jahren tollwutfreies Gebiet.
Susanne Höbel hat keineswegs generell Angst vor Tieren. Sie besitzt selbst einen Hund, den sie zu ihren morgendlichen sechs Kilometer langen Rundfahrten mit dem Quad leider nicht mitnehmen kann. "Hunde kann ich einschätzen, aber Füchse nicht", begründet sie ihre derzeitige Angst. "Ich hab schon überlegt, ob ich erst bei Tagesanbruch losgehe". Die Leser haben hoffentlich Verständnis, wenn die Frühstückslektüre mal ein bisschen später kommen sollte.