Kempten (dam). - Als einer Art Frühwarnsystem für Ferienorte in der Region soll das von der Kemptener Fachhochschule entwickelte 'Allgäuer Tourimusbarometer' (ATB) werden. Die Gemneinden sollen mit Hilfe des ATB auf grundlegende Daten zugreifen können, um rechtzeitig auf neue Entwicklungen im Tourismus reagieren zu können. An dem langfristig angelegten Projekt haben sich bislang neun Allgäuer Ferienorte beteiligt, die Teilnehmerzahl soll aber stetig erhöht werden. 'Mit unserem Datensatz wollen wir Informationslücken schließen und strukturelle Veränderungen im Tourismus aufzeigen. Wir liefern ein Frühwarnsystem', sagte Professor Dr. Alfred Bauer gestern bei der Vorstellung des Projekts in Kempten. Bauer ist an der Fachhochschule Leiter des so genannten Kompetenzfeldes Tourismus und Mitglied des Mittelstands-Instituts an der FH, das an der Datenerhebung beteiligt war. Neun Allgäuer Ferienorte nahmen an dem Projekt teil und lieferten die Daten, die an der FH ausgewertet wurden: So etwa die Zahl der Gästeankünfte und Übernachtungen über die Zeitspanne von 1998 bis zum Sommer 2003. 'Die derzeitigen Ergebnisse stellen zunächst die Basis dar, auf der wir langfristig weiter arbeiten können', sagte Bauer. Aufgrund der seit dem Jahr 2001 rückläufigen Übernachtungszahlen (etwa ein Minus von fünf Prozent für das erste Halbjahr 2002 im Vergleich zu 2003) lasse sich als ein erstes Fazit für die Ferienregion Allgäu sagen: 'Der Weg führt nach unten.' Die Region liege damit aber in einem bundesweiten Trend. Aussagen über notwendige strukturelle Maßnahmen für die Ferienorte ließen sich auf Grundlage der vorgestellten Daten noch nicht treffen. Das ATB enthält neben Erhebungen der FH Kempten auch weitere Zahlen und Bewertungen etwa von Arbeitsamt, IHK, Wirtschaft- oder Marktforschungsinstituten: So erwarten nach Angaben der IHK Schwaben über 40 Prozent der Allgäuer Betriebe im Gastgewerbe eine ungünstigere Geschäftsentwicklung. Ebenfalls rund 40 Prozent wollen in der nächsten Saison keine Investitionen tätigen. Nach Angaben des Kemptener Arbeitsamtes stieg die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen im Gastgewerbe seit dem Jahr 2001 im Ober- und Ostallgäu kontinuierlich auf etwa 1350. Zudem würden Arbeitsverträge auf immer kürzere Zeit geschlossen. Die durchschnittlichen Ausgaben eines Übernachtungsgastes in der Region (pro Tag): Oberallgäu 79 Euro, Ostallgäu 83 Euro, Unterallgäu 74 Euro und im Westallgäu 85 Euro. Nach einer deutschlandweiten Befragung des Marktforschungsinstitutes Gf K schaffen es sechs Allgäuer Orte unter die zwanzig bekanntesten Urlaubsorte in den deutschen Alpen: Oberstdorf, Füssen, Kempten, Sonthofen, Pfronten und Oberstaufen.
'Hervorragendes Instrument' Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu-Bayerisch-Schwaben, Bernhard Joachim, lobte das Projekt ATB: 'Das Zahlenwerk ist ein hervorragendes Instrument um künftige Marketing-Maßnahmen zu lenken.' Zum ermittelten Negativ-Trend sagte Joachim, das Allgäu habe 'keine Entwicklungen verschlafen'. Die Zahlen gingen bundesweit zurück. 'Für die langfristige Entwicklung der Allgäuer Ferienorte bin ich optimistisch', sagte Joachim. Am 'Allgäuer Tourismusbarometer' haben sich bislang Pfronten, Bad Hindelang, Füssen, Bad Grönenbach, Fischen, Oberstaufen, Oberstdorf, das Kleinwalsertal und Lindenberg beteiligt. Die Teilnehmerzahl soll weiter ausgebaut werden.