Von Christine Rothauscher Wenn heute die vielen Abc-Schützen zum ersten Mal in die Schule gehen, dann haben sie mehr als nur Heft und Bleistift im Gepäck. Von Hausschuhen über Wasserfarben bis zu Wachsmalkreide reicht die Ausstattung, die Erstklässler heute mitbringen müssen. Was Erstklässler damals im Schulranzen hatten und wie das früher überhaupt war - das wollten wir von ehemaligen Lehrern wissen, die sich gut an ihren ersten Schultag erinnern. Gefüllte Schultüten, Erinnerungsfotos, Schreibmaterial - nein, an eine solch aufwändige Erstausstattung kann sich Martin Schindele nicht erinnern, wenn er an seinen ersten Schultag denkt. Mit Schiefertafel, Schwamm samt Lappen zum Fehler abputzen und das alles in einen ledernen Ranzen verpackt pilgerte er vom elterlichen Hof im Weiler Vocken in die Krugzeller Schule. Spannend fand es Schindele, mit sieben Mitschülern in einer Holzbank im Klassenraum zu sitzen, in dem von der ersten bis zur siebten Schulklasse der gesamte Krugzeller Nachwuchs gleichzeitig von einer Lehrkraft unterrichtet wurde. 'Im Jahre 1936 war das', erzählt Schindele und freut sich bis heute darüber, dass sein erster Lehrer zwar streng war, aber nichts von der damals üblichen Prügelstrafe gehalten hat. Und später, als der Bauernbub aus Vocken selbst Lehrer in Wiggensbach war, sei für ihn ebenfalls das Wichtigste gewesen, 'konsequent und gerecht zu sein'. Für die pensionierte Lehrerin Emmi Schedel ist es ebenfalls ganz erstaunlich, mit wie viel Materialaufwand heutzutage die Abc-Schützen eingeschult werden. Sie selbst hatte Ende der 20er-Jahre, während der Inflationszeit, das erste Mal den Weg zur Schule angetreten. 'Ein Kreidegriffel ohne Holzfassung in einer Griffelschachtel samt Schiefertafel und einem Butterbrot für die Pause, das war meine Ausstaffierung', entsinnt sie sich.
Schon einen Holzfederhalter Darüber hinaus ist ihr auch die erste Schulsportstunde in Erinnerung geblieben: 'Weit und breit war kein Turngerät zu finden, also mussten wir im Gänsemarsch durch den Schulgarten gehen und dort die Bäume ein paar mal umrunden.' Abgeschreckt hat sie diese 'notige' Schulzeit aber nicht, denn auch sie war später als Lehrerin tätig. Immerhin schon einen Holzfederhalter dabei hatte Heinrich Feneberg, langjähriger Rektor an der Nordschule, als Erstklässler. Viel wichtiger war es dem Bauernbub aus Lanzenberg aber, dass er mit seinen Freunden vom hochgelegenen Weiler im Winter auf dem Hosenboden den Schulweg bergab zum Schulhaus in Ottacker rutschen konnte. Davon konnte Martin Fuchsenthaler nur träumen. Der ehemalige Schulleiter in Heiligkreuz erlebte im Kriegsjahr 1944 seine Einschulung in Immenstadt und lernte dort als erstes, 'bei Fliegeralarm schnellstens in einen Straßengraben zu hüpfen und dort zu warten, bis die Luftangriffe vorbei waren'. Eine Lektion, so Fuchsenthaler, 'die für die Abc-Schützen damals lebenswichtiger war als das Einmaleins.' Hier eine Übersicht, was Erstklässler alles am ersten Schultag mitnehmen sollen: Mäppchen mit zwei Bleistiften, Holzfarben, Radiergummi, Spitzer, kleines Lineal, Wachsmalkreiden und dicke Filzmaler, 2 Rechenhefte, 2 Schreibhefte, ein Heft mit weißen Seiten, kleiner Rechenblock, ein kleiner Schreibblock, gute Wasserfarben, Becher, Haarpinsel in drei Stärken, Zeichenblock, Schere, Kleber, Block mit Tonpapier, 5 große Heftumschläge (je 1x gelb, grün, blau, rot, durchsichtig), Schnellhefter (je 1x gelb, blau, schwarz), Hausschuhe mit hellen Sohlen und eine Wäscheklammer, Gymnastikschuhe mit hellen Sohlen, Turnsachen im Beutel.