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Frische Künstler-Farben für die Sonne

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Frische Künstler-Farben für die Sonne

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    Arnulf Heimhofer hat wertvolle Lüftlmalerei an Hindelanger Romantik Hotel restauriert Von Brigitte Horn Bad Hindelang Vom Barock-Balkon unterm Giebelfenster beäugen vier ebenso elegante wie offensichtlich neugierige junge Damen das muntere Treiben drunten auf der Marktstraße. Im Mittelpunkt prangt die strahlende Gold-Sonne, eingerahmt von einem Paar in Hindelanger Festtagstracht mit Spinnrad und Sense: Die fürs Allgäu ungewöhnliche Lüftlmalerei auf der Fassade des 400 Jahre alten Traditionshotels Sonne ist unter den Händen von Arnulf Heimhofer kunstvoll wiederaufgelebt. Das Ostrachtaler Pfarrarchiv erwähnt die Sonne bereits 1620 als Tafernwirtschaft, Branntwein-Brennerei und reale Bierschänke: Hier genehmigten sich die aus Tirol kommenden Salzfrächter nach dem anstrengenden Jochpass eine Pause. Und dass die Wirtschaft dann im 18. Jahrhundert schon ein sehr ansehnlicher Besitz gewesen sein muss, lässt sich aus der nach Gebäude-Größen berechneten Nachtwächter-Lohnliste schließen, in der die Sonne als bester Kunde geführt wird. Die im Laufe der Jahrhunderte wechselnden Hausbesitzer sind fast lückenlos aufgezeichnet, und die jüngsten drei Generationen tragen den selben Namen Schneider: Heute führt Peter Schneider die Sonne gemeinsam mit seiner Frau Claudia und der noch immer aktiven Unterstützung seiner Mutter Hedi. Gegründet hatte die gastronomische Familientradition sein Großvater, der das Hotel vor 90 Jahren erwarb, bald danach sein Baugeschäft verkaufte und Sonnenwirt wurde.

    Dessen Sohn Otto machte später aus seinem Faible fürs Oberbayerische kein Hehl: Er freite eine Frau aus dieser Gegend und tauschte das nackete Beige der Hindelanger Sonne-Fassade gegen die in ihrer Heimat beliebten bunten Bilder. Dazu engagierte Otto Schneider () den im Garmischer Land höchst angesehenen Lüftlmaler Heinrich Bickel, der 1951 das stattliche Haus im Herzen Hindelangs schmückte: Eine Madonna mit Jesuskind im von zwei Engeln gehaltenen (Schein-)Rahmen gehörten ebenso dazu wie die bewegten Szenen überm Erdgeschoss. Sie zeigen links ein Hüte-Paar mit Ziegen und Schafen, Bergen, Bäumen und Hornerschlitten, rechts musizierende Biergarten-Besucher, Tänzer, Hirten samt Kuh und eine schöne Melkerin. Doch die dann 1985 mit falschen Farben restaurierten Wandgemälde, mit deren Qualität die Schneiders eh nicht so recht glücklich waren, begannen vor einiger Zeit abzublättern, und die Wand zeigte Risse. Da fand sich in dem bekannten Allgäuer Kunstmaler Arnulf Heimhofer ein Könner, der die alte Lüftlmalerei mit Originalfarben, viel Liebe und Fingerspitzengefühl wieder auffrischte. Hauskatze dazugeschmuggelt Auch wenn sich der Burgberger bei allen Figuren treu an die Bickel-Vorlagen hielt die Gesichter tragen doch deutlich die Heimhofer-Handschrift. Außerdem schmuggelte er ein zeitgenössisches Familienmitglied auf den Balkon: Schneiders schwarze Katze Muzerle. Nach der zweiwöchigen Fassaden-Renovierung erhielt natürlich auch das schöne Kruzifix vom Tegernsee wieder seinen angestammten Platz gegenüber der Madonna. Es erinnert an die Primizen der beiden anderen Schneider-Buben Otto Michael und Hans Ulrich, die 1991 und 1993 zu Priestern geweiht wurden.

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