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Frische Kosmetik aus alter Rezeptur

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Frische Kosmetik aus alter Rezeptur

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    Von Stefan Binzer, Memmingen - 'Alles frisch' - dieser Slogan könnte von Anni Gratzl stammen. Tut er aber nicht. Denn der 65-jährigen Unternehmerin liegt das Marktschreierische nicht sonderlich. Vielmehr setzt sie bei der Kundschaft auf individuelle Beratung und gibt in Seminaren ihr Wissen weiter. Seit Jahrzehnten stellt die Memmingerin Cremes, Schaumbäder, Babyöle und dergleichen her. Die Produkte verkauft sie unter der Bezeichnung 'Anni Gratzl Frische Kosmetik'. Anni Gratzl ist Allergikerin. Schon mit 30 Jahren bekam sie rote Flecken auf der Haut, wenn sie handelsübliche Schminke oder Parfüms verwendete. Dann fand sie eines Tages, wie der Zufall so spielt, ein uraltes Rezept für eine Creme, die bei Hautproblemen hilft. 'Die Hauptbestandteile sind Pflanzenöle, Lanolin und Kakaobutter'. Mehr verrät Anni Gratzl nicht. Denn das Wissen um die Zusammensetzung ist ihr ganzes Kapital.

    Produkte in Arzneibuch-Qualität Zehn Jahre lang probierte Anni Gratzl die Rezeptur an sich selbst aus und ließ auch immer wieder die Familienmitglieder probieren. Der Erfolg war so durchschlagend, dass sie 1977 eine Firma anmeldete und sie 'Frische Kosmetik' nannte. Wie der Name schon sagt, verwendet die Memmingerin nur frische Zutaten und vermeidet jede Art von Konservierungsstoffen. 'Die Produkte haben Arzneibuch-Qualität und jeweils Zertifikate über die Reinheit', versichert die 65-Jährige. Die Rohstoffe seien sogar besser als jene, die 'nur' unter dem Gütesiegel 'biologisch angebaut' auf dem Markt sind. Anfang der 80er-Jahre hielt Anni Gratzl Hunderte von Vorträgen im ganzen Allgäu. 'Das Interesse war groß, denn fast jeder hat mehr oder weniger Hauptprobleme.' Zehn Jahre nach der Firmengründung und inzwischen umgezogen in ein eigenes Haus, schaffte sich Anni Gratzl eine Vakuum-Dispergier- und Homogenisier-Maschine an. Seither stellt sie jede Woche zwischen 800 und 1000 Dosen an Cremes her. Seifenfreie 'Seifen' produziert sie rund 10000 Stück im halben Jahr. Durch das spezielle Herstellungsverfahren unter Vakuum halten die Produkte, obwohl sie keine Konservierungsstoffe enthalten, bis zu sechs Monaten. Die Rohstoffe, darunter das bekannte Aloe Vera, kommen aus der ganzen Welt: 'Wir kaufen vom Direktimporteur im Rotterdamer Hafen alle möglichen Öle und Destillate, auch von einem Hersteller in Deutschland.' 'Wir', das ist neben Anni Gratzl inzwischen auch ihr Sohn Peter (33), der vor einigen Jahren in die Firma eingestiegen ist. Fast in jeder Rezeptur ist bei 'Frische Kosmetik' Salbei drin. Die Pflanze sei ideal für alle Hauttypen. Dagegen verzichtet Anni Gratzl auf Kamille, weil sie die Poren öffnen würde und die Haut unter Umständen sogar an manchen Stellen zum Wuchern bringe. Anni Gratzl mischt ihre Produkte im Keller ihres Hauses am Memminger Hindenburgring zusammen. Dort hat sie auch einen kleinen Verkaufsladen. Der übrige Absatz erfolgt über private Verkaufsstellen in ganz Schwaben und über den Postvertrieb. Somit schaltet 'Frische Kosmetik' den Zwischenhandel aus. Die Erzeugnisse sind dennoch teurer als die bekannten Namen der Körperpflegemittel in den Supermärkten und Drogerien. Das liege an der Reinheit der Produkte, die trotz des höheren Preises 'ihr Geld wert sind', wie die Unternehmerin versichert. Mit 65 Jahren will sich Anni Gratzl langsam zur Ruhe setzen. Peter Gratzl, ein diplomierter Betriebswirt, hat große Pläne. Das Geschäft sprengt langsam den Rahmen am jetzigen Standort. Deshalb ist Gratzl auf der Suche nach einem Grundstück in der Größe bis zu 500 Quadratmetern für einen Neubau. An die 500000 Euro will der Junior-Chef im kommenden Jahr für eine neue Produktionsstätte samt Büro und Lager investieren. Denn 'der Markt, den wir beliefern, ist stark im Wachsen.'

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