Von der Einkaufstour auf dem Wochenmarkt stufenlos in den Fasnachtstrubel eintauchen und dann auch noch eine friedliche Revolution direkt vor der Haustüre erleben - das ermöglichten gestern die Kaufbeurer Faschingsvereine bei ihrem zweiten gemeinsamen Rathaussturm. Trotz eisiger Temperaturen verfolgten viele Zuschauer das humorvolle Ringen zwischen Narren und Oberbürgermeister um die Schlüsselgewalt.
Tapfere Kämpfer für den Fasching sind sie ja alle, die sich da am späten Vormittag auf der Rathaustreppe in der Kaiser-Max-Straße versammelt hatten: Vertreter der Kunstreiter, von Aufbruch-Umbruch, Mitwirkende beim Fasnachts-Hoigate - und bei den Mitgliedern der Saskaler Armee zeugen schon allein die vielen Orden an den Uniformen von ihren Verdiensten. Doch eine Sonderauszeichnung hatten sich die Mädels der Wertachgarde verdient. Denn trotz ihrer knappen Kostüme lächelten sie wacker, während so mancher dick eingepackte Zuschauer schon bibbernd auf die Uhr am Rathaus blickte, ob sich die Zeiger endlich auf 11.11 Uhr vorgeschoben haben. Bis dahin hatten noch ein paar Hexen Gelegenheit, die Zuschauer zu ärgern und ihre ansehnliche Ausbeute an abgeschnittenen Krawatten zu präsentieren.
Schmissiger Dixieland von > signalisierte dann, dass die Zeit zum Rathaussturm gekommen war. Günther > Seydel trat ans Mikrofon und polterte sogleich mit närrischer Empörung los. Im Rathaus werde mit dem Geld der Bürger so verschwenderisch umgegangen, dass >. Oberbürgermeister Stefan Bosse konterte, dass die Narren wohl keine guten Vorbilder in Sachen Mäßigkeit und Sparsamkeit seien: > Dann aber fehlten sowohl dem Angreifer als auch dem Verteidiger - beide bekanntlich nicht gerade auf den Mund gefallen - die Worte. Denn völlig überraschend tuckerte der Kaufbeurer Faschings-Express voll beladen mit winkenden Kindern vorbei und stahl den Kontrahenten die Show.
Als Seydel schließlich mit Brandschatzung der Stadtverwaltung drohte und dem OB vielleicht kurzzeitig die Verhältnisse am Stuttgarter Bahnhof oder gar in Ägypten in den Sinn kamen, rückte er den Rathausschlüssel doch heraus. Die Freude war groß - nicht nur bei den Belagerern, sondern auch bei den Zuschauern. Denn flugs waren etliche Helfer im Publikum unterwegs, um 200 Krapfen zu verteilen. Die wurden freudig angenommen und schnell waren die Körbe geleert.
Kunstreiter-Präsident und Kabarettist Wolfgang Krebs machte sich abschließend so seine Gedanken zum Kaufbeurer Stadtleben. Während die Stadtmauer Jahrhunderte überdauerte, machten das Parkhaus Süd und die Josefsthaler Brücke schon nach wenigen Jahrzehnten schlapp. Schuld sei das Streusalz, das die Stadt deshalb nur noch äußerst sparsam verwende.
>, so Krebs. Darüber hinaus zitierte er recht frei aus der Bibel, die voller Fröhlichkeit sei. >. Aber auch ganz konkrete Lebenshilfe hatte der Kunstreiter-Boss für die Narrengemeinde parat: >