Für viele Kemptener zählt er zu den schönsten Friedhöfen der Region - mit seinem ganz eigenen Charme aus alten, verwitterten Denkmälern und schlichten, modernen Erinnerungstafeln: der evangelische Burghalde-Friedhof. Hinzu kommen der alte Baumbestand im Osten, Efeuranken und die Begrünung auf dem denkmalgeschützten Areal, das zu allen Jahreszeiten zu einem Spaziergang einlädt.
"Ablesbare Stadtgeschichte" nennt Kreisheimatpflegerin Ingrid Müller die evangelische Begräbnisstätte: Immerhin beginnt ihre Geschichte bereits 1537, als der Friedhof an der evangelischen St.-MangKirche aufgelassen wurde. Persönlichkeiten wie der ehemalige Bayerische Staatsminister Dr. Rudolf Zorn, Astronaut Reinhard Alfred Furrer, Historiker Dr. Alfred Weitnauer, Ehrenbürger Max Förderreuther und viele weitere bekannte Bürger liegen dort begraben.
Die alten Denkmäler sind voller Symbolik: eine abgebrochene Säule, Ähren, die nach unten zeigen, ein geknicktes Segel, der Todesengel - das sind nur einige der markanten Details. Müller: "Leider sind viele inzwischen arg verwittert." Wie die Kreisheimatpflegerin haben viele die Sorge, dass diese Geschichtszeugen verloren gehen könnten.
Sieg über den Tod
Bei anderen Grabstellen ist die Übernahme gelungen. Als positives Beispiel nennt Müller die weiße Marmorfigur mit dem Lorbeerkranz in der Hand neben dem weißen Kreuz. Der Kranz steht für den Sieg über den Tod und ist deshalb oft Sinnbild für den Märtyrer.
Seine letzte Ruhestätte fand dort auch der Industrielle August Gyr, geboren in Mailand, und seine Familie. Gyr stiftete 1896 der Kirchengemeinde St. Mang für 8000 Goldmark den Schnitz-Altar des Memminger Kunstschreiners Leonhard Vogt. Sein Grabmal - integriert in der Mauer zur Burghalde - zählt zu den größten auf dem Platz. Es zeigt eine Figur beim Öffnen der Tür in die andere Welt. Ornamente schmücken den Stein. Allerdings hat er schwer unter Witterungseinflüssen und Steinfraß gelitten.
Michael Kennerknecht von der St.-Mang-Kirche fügt zwei weitere prominente Namen hinzu: Franz Kaim und Johann Leonhard Kluftinger. Kaim gilt als Gründer der Münchener Philharmoniker. Und bis 1980 lag unter der Burghalde auch der Konsul und Großkaufmann Kluftinger. Ihm ist der Erhalt der Keckkapelle zu verdanken. Mit dem Ablauf der Grabstellenzeit wurden seine Überreste exhumiert. Er hat nun einen Ehrenplatz in der Kapelle St. Stefan im Keck.
Einer, der den Friedhof besonders gut kennt, ist der frühere Friedhofswärter Alfred Zorn (83). 30 Jahre lang hatte er das Amt inne. Er hat auch den kleinen Kinderfriedhof neben der Kapelle nicht vergessen. Der Bereich liegt derzeit brach.
Und die Kapelle selbst, von der erstmals 1822 die Rede war, ist heute ebenfalls geschlossen. Sie wurde zwar 2004 außen renoviert, aber für die Innensanierung fehlt das Geld. So mancher Kemptener erinnert sich noch gut daran, wie am Pfingstmontag die Kinder mit Kränzen geschmückt von der St.-Mang-Kirche zur Kapelle zogen und Blumen auf die Gräber legten.